21. Dezember 2017

Flächenfraß: Worst-Practice-Beispiel vor den Toren Ingolstadts

Schlimmer geht’s nimmer: Bei Karlskron vor den Toren Ingolstadts parken 13.000 fabrikneue Audis auf Teerflächen, die ehemals fruchtbare Äcker in der Donaumoosregion überdecken. Es gibt bizarr anmutende Luftaufnahmen von Seite an Seite stehenden Autos in Endlosreihen. Und wenn Parkhaus-Hochbauten normalerweise sicher nicht zu den Sehnsuchtswünschen von Umweltfreunden und Naturschützern zählen: hier doch. Denken, bevor der Bagger kommt, lautet meine wiederholte Forderung, die wir mit unserem Volksbegehrens „Betonflut eindämmen! Damit Bayern Heimat bleibt“ umsetzen wollen, damit gegen solche und andere Beispiele uferloser Flächenvernichtung in Bayern der Vergangenheit angehören. Unsere Linie in Karlskron ist klar: Der Betreiber soll ein Parkdeck bauen, auch wenn der Firma dadurch Mehrkosten entstehen.

Zumal die Firma Scherm ihre ohnehin schon verstörend große Parkfläche beträchtlich erweitern möchte. Das Fabrikgelände soll von derzeit 42 Hektar um weitere 25 Hektar größtenteils asphaltierte Abstellfläche vergrößert werden.

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Drohnenaufnahmen verdeutlichen: Vier derzeit noch landwirtschaftlich genutzte Felder fielen dieser Erweiterung zum Opfer, Autos sollen künftig dort parken, wo heute Kartoffeln wachsen. Laut Firmenauskunft sollen auch bis zu 30 neue Arbeitsplätze entstehen und natürlich steht die heutige Belegschaft voll hinter den Expansionsplänen. Die von Scherm aufgebaute Drohkulisse, wonach bei einem Scheitern der Erweiterung der Standort in Gefahr wäre, teile ich nicht. Vielmehr ist das Gegenteil richtig: Wenn das Unternehmen hier nicht sinnlos Flächen zerstören kann, sondern in Parkdecks investieren muss, sichert das den Standort Karlskron langfristig.

(c) Manfred Dittenhofer

(c) Manfred Dittenhofer

Gegen zusätzliche Parkflächen hatten die Karlskroner vor fünf Jahren ein Bürgerbegehren angestrengt – und gewonnen. Die Bindefrist solcher kommunaler Bürgerentscheide beträgt allerdings nur ein Jahr und die schwarz-rote Mehrheit im Gemeinderat sieht sich heute nicht mehr an das Bürgervotum gebunden. Andererseits konnten sich CSU und SPD in einer Gemeinderatssitzung kurz vor dem Jahresende auch nicht zu einer Entscheidung über den Bauantrag des Unternehmens durchringen. Für mich ist die Sache klar: Wir haben es hier mit einem bayernweiten Worst-Practice-Beispiel für rücksichtslosen Umgang mit der uns vermachten Kulturlandschaft, also mit unserer Heimat, zu tun. Solche Auswüchse können letztlich nur durch unser Volksbegehren gegen Flächenfraß verhindert werden.

(c) Manfred Dittenhofer

(c) Manfred Dittenhofer

Unser Grüner Kreis- und Gemeinderat Martin Wendl setzt sich seit Jahren vor Ort für den Schutz der Natur ein. In Karlskron, am Rande der bedrohten Ackerflächen, übergab er mir viele Hundert Unterschriften von Bürgerinnen und Bürgern für das Volksbegehren. Vielen Dank an Martin und alle engagierten Bürgerinnen und Bürger! Unser Volksbegehren ist damit auf der Zielgeraden. Die erforderlichen 25.000 Unterschriften werden wir bis zum Jahresende sicher zusammenhaben. Dann können wir auch den Antrag auf Durchführung eines Volksentscheids stellen. Und wenn seitens der Staatsregierung keine juristischen Einwände geltend gemacht werden, dürfen alle bayerischen Bürgerinnen und Bürger im Jahr 2018 abstimmen, ob sie dem ausufernden Flächenverbrauch künftig Grenzen setzen wollen und ob künftige Unternehmenserweiterungen in ländlichen Regionen intelligent und naturschonend umgesetzt werden müssen – oder weiter billig und flächenintensiv.