5. April 2011

Propaganda-Meldungen von Atomstromimporten aus Frankreich und Tschechien

Es besteht jedoch nachweislich kein Zusammenhang zwischen der Abschaltung der alten Atommeiler und einem Atomstromimport aus dem Ausland. Zwar kam es auch schon in der Vergangenheit zu Stromimporten, aber auch zu deutlichen Importüberschüssen. Ein Zusammenhang mit der Abschaltung älterer Kernkraftwerke scheint absichtlich konstruiert und entspricht nicht den Tatsachen. Augenscheinlich ist, dass diese Pressemitteilung von RWE verteilt wurde, also gerade dem Energieriesen, der aktuell gegen die Abschaltung seines Kraftwerks Biblis A in Hessen klagt.

  • Strom wird schon seit langer Zeit europaweit gehandelt. Motivation für den Stromimport ist aber in mehr als 99 % der Fälle nicht die Tatsache, dass die jeweilige nationale Kapazität der Kraftwerke nicht ausreichen würde. Es wird vielmehr der Strom eingekauft, der in der jeweiligen Stunde am billigsten zu bekommen ist. Konkret: E.on hat kein Problem ein eigenes Kraftwerk abzuschalten, das den Strom für 5 Cent/kWh produzieren würde, wenn es zur gleichen Stunde aus Frankreich Strom für 4 Cent/kWh angeboten bekommt. Dies ist der Hintergrund für den beständigen internationalen Stromhandel.
  • Der Stromhandel mit Frankreich folgt einer jahreszeitlichen Kurve: Frankreich ist Stromimportland vor allem im Winter (viele Elektroheizungen) und im Sommer (Kühlwassermangel für die AKW’s), allerdings Stromexporteur im Frühling und Herbst (geringerer Heizenergiebedarf).
  • Der Stromimport in den vergangenen Wochen hat nichts damit zu tun, dass in Deutschland zu wenig Kernkraftwerke zur Verfügung stünden. Es hat auch nichts damit zu tun, dass nicht genügend Stromleitungen nach Bayern führen würden. Ein Beleg dafür ist auf der Seite http://www.eon-schafft-transparenz.com zu finden. Dort werden die realen Produktionszahlen der einzelnen Kraftwerke für jeden Tag veröffentlicht. Wer sich die Zahlen genauer anschaut wird feststellen, dass z.B. das Gaskraftwerk Irsching seit dem Moratorium nicht stärker genutzt wird, als vorher. Ebenso lässt sich feststellen, dass die Kraftwerke Franken I und II sowie Staudinger so gut wie gar nicht genutzt werden.
  • Weiterhin wird in diesem Zusammenhang auch gerne verschwiegen, dass im Zuge des Moratoriums nicht sieben Atomkraftwerke abgeschaltet wurden, sondern lediglich drei. Die anderen vier AKWs waren wegen Revision oder jahrelangen Reparaturarbeiten eh schon vom Netz.
  • Dazu passt auch die dpa-Meldung vom heutigen 05.04.2011, wonach seit dem 17. März im Saldo durchschnittlich lediglich 2500 MWh pro Tag importiert wurden. Dabei handelt es sich um 1,5 Promille des durchschnittlichen Strombedarfs, oder anders gesagt, um die Strommenge, die Isar 1 in drei Stunden erzeugen würde. Allein der Gasblock Irsching 5 könnte diese Strommenge noch locker zusätzlich produzieren.Hier eine Beispielstunde von gestern, 04.04.2011 (11-12 Uhr):
    Importe
    • Aus Frankreich: + 1.309 MW
    • Aus Dänemark: + 45 MW
    • Aus Tschechien: + 937 MW
    • Importe Gesamt: + 2.291 MW
    Exporte
    • In die Schweiz: – 2.536 MW
    • Nach Polen: – 619 MW
    • Nach Schweden: – 436 MW
    • Nach Dänemark: – 101 MW
    • Nach Österreich: – 291 MW
    • In die Niederlande: – 1.405 MW
    • Exporte gesamt:– 5.388 MW
    Bilanz

    Der Export übersteigt den Import in dieser Stunde um 3.097 MW (wie viele andere Stunden auch)

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