27. Juli 2012

Die Energietour kommt nach Niederbayern

14 Uhr, Technologiezentrum Energie – Ruhstorf

Das Technologiezentrum Energie in Ruhstorf ist ein Projekt der Hochschule Landshut und wurde im vergangenen Jahr zu dem Zweck gegründet, die wissenschaftliche Forschung und Entwicklung der Hochschule mit der regionalen Wirtschaft zu verzahnen. Beim unserem Besuch stellten die Mitglieder des Zentrums, Dr. Reinhard Schwaiberger, Prof. Dr. Karl-Heinz Pettinger, Dr. Hubert Baier sowie Josef Huber, ihre konkreten Vorhaben vor.

Mit örtlichen Unternehmen wird im Moment etwa an der Entwicklung eines Mikro-Blockheizkraftwerks oder an einem System zur Speicherung der Fallenergie in Aufzügen gearbeitet. Des Weiteren wird am Zentrum an chemischen Speichern geforscht. Alle diese Projekte sollen am Ende im Konzept INSEL der Hochschule aufgehen, welches für eine dezentrale, eigenständige Strom- und Wärmeversorgung kleinerer Einheiten steht. Die Forschenden pflichteten mir in dem etwa zweistündigen Gespräch allerdings bei, dass das Projekt nicht als rein autarke Lösung missinterpretiert werden dürfe. Die verschiedenen „Inseln“ müssten natürlich interagieren, da es volkswirtschaftlich unsinnig wäre, auf tatsächlich autarke Systeme zu setzen.

Zukünftig soll aber nicht nur das Fachwissen der Forschenden in die regionale Wirtschaft fließen, sondern umgekehrt auch die Erfahrungen der Zusammenarbeit mit den hiesigen Unternehmen den Lehrinhalt der Landshuter Hochschule bereichern, so Pettinger im Gespräch mit unserer Delegation. Auf die Frage meines niederbayerischen Kollegen Hallitzky, ob das Zentrum nur auf Technik ausgerichtet sei, antwortete Geschäftsführer Schweiberger, Ziel sei es, alle fünf Fakultäten der Hochschule in die Arbeit hier in Ruhstorf einzubinden, also beispielsweise auch sozialwissenschaftliche Fragestellungen etwa zur Akzeptanz neuer Technologien zu betrachten.

16 Uhr, Lehrstuhl Rechnernetze und Rechnerkommunikation – Universität Passau

Im IT-Zentrum der Universität Passau empfing uns der Lehrstuhlinhaber für Rechnernetze und Rechnerkommunikation, Prof. Dr. Hermann de Meer, zusammen mit seinen Mitarbeitern. In der Vergangenheit haben die Forschenden bereits einige Projekte zur effizienten Energienutzung in Rechenzentren umgesetzt. Dabei wurde ihnen mehr und mehr klar, dass Effizienz nicht mit reiner Einsparung gleichgesetzt werden kann, sondern vielmehr als ein Faktor der Flexibilität betrachtet werden muss. Überlegungen zum Wert der Flexibilität seien in de Meers Augen momentan allerdings zu sehr auf die Erzeugerseite gerichtet. Er plädierte im Gespräch für die Erforschung kooperativer Gesellschaftsmodelle, die einen tatsächlich effizienten Einsatz von Energie erst ermöglichen würden. Mit seiner Forderung nach einer soziokulturellen Ausweitung des Themas Energiewende rannte der Forscher bei uns natürlich offene Türen ein. Wir mussten dem ambitionierten Team allerdings berichten, dass momentan an zu wenigen Forschungsstellen in Bayern ein solch ganzheitlicher Ansatz untersucht wird. Dies muss sich jedoch schleunigst ändern; so die einstimmige Meinung der Gesprächsteilnehmer.