8. Mai 2013

Unsere Energie wird auch in der Oberpfalz erneuert

09:30 Uhr: Stadtwerke Weiden i. d. Opf.

Zum Auftakt der Energietour in der Oberpfalz besuchte ich mit Jürgen Mistol, Spitzenkandidat der Oberpfälzer Grünen für die Landtagswahl, die Stadtwerke in Weiden. Das Kommunalunternehmen unter der Leitung von Johann Riedl nutzt schon seit vielen Jahren regenerative Energiequellen. Seien es PV-Anlagen auf öffentlichen Dächern, Blockheizkraftwerke oder effiziente Anlagen zur Wärmerückgewinnung aus Abwasser.
Derzeit verhandeln die Stadtwerke auch über die Rekommunalisierung des Verteilnetzes. Ich wieß im Gespräch darauf hin, dass sich das Geschäftsmodell für den Netzbetrieb in Zukunft ändern muss. Wenn sich immer mehr dezentrale Erzeuger zu einem gewissen Anteil selbst versorgen, sinken automatisch die Einnahmen aus dem Netzentgelt. Trotzdem muss die Infrastruktur vorgehalten werden. Für uns Grüne wäre ein Modell vorstellbar, wie es bereits seit Jahren in der Mobilfunkbranche angewendet wird: Höhere Grundgebühren bei wegfallenden Kosten pro gelieferter Kilowattstunde – sozusagen eine Stromnetz-Flatrate.

11:00 Uhr: Solarpark Hütten bei Grafenwöhr

Im Februar 2012 gründeten mehrere Kommunen zusammen mit den Stadtwerken Weiden die ZENO GmbH. Das Unternehmen bietet eine Plattform zur Entwicklung und Errichtung von regenerativen Energieanlagen in der Nordoberpfalz. Eines dieser Projekte ist der Solarpark in Hütten bei Grafenwöhr.
Vor Ort waren wir erstaunt über die Möglichkeiten der ökologischen Bodennutzung in PV-Freiflächenanlagen. Auf dem ehemaligen Sand- und Kiesabbaugebiet in Hütten ist seit Januar 2013 auf 35 Hektar eine Anlage mit einer installierten Leistung von über 15 MWpeak in Betrieb. Unter den Modulen soll eine Biotopfläche mit entsprechenden Feuchtgebieten zum Schutz der regionalen Biodiversität entstehen.
Bei der Planung wurde auch an eine breite Bürgerbeteiligung gedacht. Zusätzlich zur direkten Beteiligung der Kommunen und der Stadtwerke an der ZENO-Tochter Solarpark Hütten GmbH & Co. KG wurde eine Genossenschaft gegründet, über die sich die Bürgerinnen und Bürger der Region direkt beteiligen können.

14:30 Uhr: Jurenergie eG Landkreis Neumarkt

Mit einem gezeichneten Kapital von mittlerweile über 7 Mio. Euro ist die Bürgergenossenschaft Jurenergie eG im Landkreis Neumarkt inzwischen verstärkt im Windbereich tätig. Roland Hadwiger von der Kreisentwicklung im Landratsamt, Michael Vogel aus dem Vorstand der Genossenschaft, sowie Wolfgang Fruhmann aus dem Aufsichtsrat empfingen uns zunächst zu einem Gespräch in Parsberg.
Weil es in der Region bereits sehr früh, und zwar schon in den 90er Jahren zahlreiche EE-Anlagen gab, an denen sich die Bürger jedoch nicht beteiligen konnten, wurde 2010 die Jurenergie eG auf Initiative des Landratsamtes gegründet. Der Vorteil einer Genossenschaft, so Fruhmann, liege in zwei Aspekten. Zum einen können sich genau die Bürger*innen an den Anlagen beteiligen, die in der näheren Umgebung leben. Zum anderen können immense Kompetenzen der verschiedensten regionalen Akteure gebündelt werden.
Anschließend ging es zur Baustellenbesichtigung nach Pöfersdorf, zum ersten Windrad, das die Genossenschaft in Eigenregie errichtet hat. Die Planungen der 3 MW-Anlage begannen bereits vor zwei Jahren. Ende Juni soll die Anlage ans Netz.

18:00 Uhr: BERR eG Neutraubling

Zum Abschluss des Tourtages in der Oberpfalz besuchten wir mit der Energietour die BERR eG in Neutraubling bei Regensburg. Dort besichtigten wir die genossenschaftliche PV-Anlage auf der Realschule. Die Vorstände Rainer Hummel, Jochen Scherrer und Michael Hentschel sprachen von insgesamt 11, meist öffentlichen, Dächern, auf denen Genossenschaftsanlagen errichtet wurden.
Mittelfristig will die Genossenschaft hauptamtliche Mitglieder einstellen, um den Betrieb zu professionalisieren. Später, so die Vorstände, plane man selbst zum Energieversorger werden und die eigenen Mitglieder mit selbst produziertem Strom zu beliefern. Ich freute  mich sehr über diese visionäre Haltung des Vereins, bei der nicht allein das Geldeinsammeln im Mittelpunkt steht. Hier spüre man den ursprünglichen genossenschaftlichen Gedanken noch. Jürgen Mistol, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Regensburger Stadtrat und Landtagskanditat, sicherte seine Hilfe bei der Verhandlung mit den Kommunen um neue Flächen zu.

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