18. Juni 2009

Terrorattacken auf AKW: Regierung hält Studie geheim

Die Grünen haben Umweltminister Söder aufgefordert, umgehend ein bislang geheim gehaltenes Gutachten der Internationalen Länderkommission Kerntechnik offenzulegen, das das Gefährdungspotenzial von Atomkraftwerken bei einem gezielt herbeigeführten Flugzeugabsturz untersucht. Nach den Ergebnissen dieses Gutachtens aus dem Jahr 2002, das vom TÜV Süddeutschland und dem Karlsruher Bauexperten Professor Eibl erstellt wurde, können von den damals 19 in Deutschland betriebenen AKW nur drei einer terroristischen Attacke durch ein Verkehrsflugzeug standhalten. „Bei allen anderen Kernkraftwerken,“ so das hessische Umweltministerium in einem Vermerk, der den Grünen vorliegt, „ist bei einem Aufprall auf das Reaktorgebäude mit schweren bis katastrophalen Freisetzungen radioaktiver Stoffe zu rechnen.“ Konkret bedeutet das für Bayern: Das dienstälteste bayerische Atomkraftwerk Isar 1, aber auch die Reaktoren in Grafenrheinfeld und Gundremmingen wären im Falle eines Anschlags hochgradig gefährdet.

Pikanterweise wurde das Gutachten im Auftrag der Länderkommission Kerntechnik erstellt, einem Gremium, in dem sich die Bundesländer Bayern, Hessen und Baden-Württemberg zusammengeschlossen hatten, um ein Gegengewicht zur atomkritischen rot-grünen Bundesregierung zu schaffen. Wie der Vermerk aus dem hessischen Umweltministerium weiter belegt, wurden die alarmierenden Ergebnisse offenbar gezielt unter Verschluss gehalten: „Die Gutachten wurden wegen der o.g. Brisanz als – Vertraulich – eingestuft und sind nur einem beschränkten Mitarbeiterkreis zugänglich, nicht jedoch der Öffentlichkeit (auch nicht dem Landtag)“, so ein Hinweis am Ende des Vermerks.

Ludwig Hartmann, energiepolitischer Sprecher der Grünen, ist empört: „Die Staatsregierung hat hier ganz offensichtlich versucht, unangenehme Untersuchungsergebnisse zu vertuschen und die Risiken von Terroranschlägen gegen Atomkraftwerke unter der Decke zu halten.“ Selbst als ein Jahr später eine ähnliche Studie der Gesellschaft für Reaktorsicherheit für Aufsehen sorgte, wiegelte der damalige Umweltminister Werner Schnappauf weiter ab und verwies auf den angeblich „robusten Grundschutz“, den auch der besonders gefährdete Reaktor Isar 1 gegen Flugzeugabstürze vorweisen könne. „Wir fordern die Staatsregierung auf, die Geheimniskrämerei zu beenden und die ILK-Studie umgehend offenzulegen“, sagt Ludwig Hartmann. „Wir brauchen dringend Klarheit darüber, welches Gefährdungspotenzial die fünf Atomkraftwerke in Bayern für die Bürgerinnen und Bürger wirklich darstellen.“