Die Energietour 2014 in Niederbayern
Zu Beginn der zweiten Tourwoche war ich gemeinsam mit meiner Kollegin Rosi Steinberger in Niederbayern unterwegs. Mehrere kommunale Projekte sowie der Besuch bei Unternehmen und Bürgergenossenschaften standen auf dem Programm.
Die 1989 gegründete PGA GmbH ist mit vielfältigen Arbeitsbereichen breit aufgestellt. Dazu gehört die Energieberatung, das Erstellen von Klimaschutzkonzepten, umweltrechtliche Beratung, Bauökologie sowie Flächenvitalisierung. Wir wollten uns dort speziell über das Programm „Energiecoaching für niederbayerische Kommunen“ informieren. Für insgesamt 30 Gemeinden und Städte sei ein solches Coaching durchgeführt worden, welches neben einer Bestandsaufnahme und Erfassung der jeweiligen Verbrauchsstruktur auch das Erstellen erster Maßnahmen zum sparsamen und effizienten Einsatz von Energie beinhalte, so Harald Zwander und Ralf Deuerling von der PGA GmbH. Das vom Umweltministerium geförderte Projekt muss nach unserem Verständnis jetzt ausgeweitet werden und baldmöglichst allen Kommunen in Bayern offen stehen. Ich fügte hinzu, dass neben kommunalen Konzepten auch überregionale Strategien entwickelt werden müssen. Dies gilt gerade für Bereiche, in denen eine interkommunale Zusammenarbeit sinnvoll ist.
Bei einem Spaziergang durch die Stadt Furth zeigte der Grüne Bürgermeister Dieter Gewies uns die bisherigen Projekte, die die Stadt ihrem Ziel von 100 % Erneuerbaren Energien näher bringen sollen.
Dieser Beschluss würde übrigens bereits 1998 gefasst und seither konsequent verfolgt. So ist seit etwa einem Jahr neben einer 17 Jahre alten Hackschnitzelheizung eine Holzvergasungsanlage im Betrieb. Ziel sei es, die Kraft-Wärme-Kopplung verstärkt auszubauen, so Gewies. Gerade kleine Anlagen seien äußerst flexibel einzusetzen und somit eine ideale Ergänzung für Sonne und Wind. Ich war beeindruckt von den Effekten auf die heimische Wirtschaft. Mittlerweile liegen 10 % der örtlichen Arbeitsplätze im Bereich der Erneuerbare Energien. Die Wertschöpfung für die Region liegt bei jährlich 4 Mio. Euro.
Ein weiteres Vorzeigeprojekt besichtigten wir am Nachmittag in Ringelai. Dort hat die „Energiegenossenschaft Ringelai eG“ 2008 angefangen, ein Heizkraftwerk samt Nahwärmenetz aufzubauen. Ausschlaggebend waren die hohen Preise für fossile Heizstoffe. Heute sind 53 Gebäude angeschlossen, darunter auch die Kirche, ein Hotel sowie kommunale Liegenschaften. Das Wärmenetz wurde sinnvollerweise im Zuge der Dorferneuerung verlegt, als die Straßen ohnehin offen waren. Bürgermeister Max Köberl und der Initiator des gesamten Projekts, Günther Wagner, machten deutlich, dass Bau und Betrieb der Anlage, ein voller Erfolg seien. In der gesamten Gemeinde sei nur noch von „unserer Heizung“ die Rede. Ich bestätigte, dass die Politik alles unternehmen muss, um solche „Dorfheizungen“ flächendeckend zu etablieren.
Hans Madl-Deinhard hat vor einiger Zeit die von den Kirchen initiierte Schulung „Projektentwickler Energiegenossenschaften“ abgeschlossen und ist seither Vorstand der „Bürgerenergie-FRG eG“. Umgesetzt wurde bisher die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach einer Schule im Landkreis Freyung-Grafenau. Künftig sollen weitere ähnliche Anlagen hinzukommen. Ebenso denkt man in der Genossenschaft an die Windenergie. Allein die Verunsicherung durch die Energiepolitik der Staatsregierung zwingt Madl-Deinhard dazu, alle Projekte auf Eis zu legen. Weil die Genossenschaft derzeit nicht investieren kann, können auch keine neuen Mitglieder aufgenommen werden, obwohl es zahlreiche Interessierte gibt. Aus unserer Sicht ist es paradox, die Leute, die in die Energiewende investieren wollen, abweisen zu müssen. Die Politik der Staatsregierung hat jedoch genau das zum Ziel.
Bis Ende 2015 läuft das Förderprojekt E-Wald, das den flächendeckenden Einsatz von Elektrofahrzeugen in der Region rund um den Bayerischen Wald zum Ziel hat. Es gehe dabei um mehr als nur einen Technologiewechsel, so Otto Loserth, Geschäftsführer der E-Wald GmbH. Die Ziele würden weiter greifen. „Im Grunde geht es darum, den Tourismus zu ökologisieren und die Region auch wirtschaftlich wieder interessanter zu machen“, so Loserth. Mittlerweile wurden 80 Ladesäulen errichtet und 150 Elektroautos in den Verkehr gebracht. Ein Car-Sharing-Modell wurde ebenfalls eingerichtet. Zusammen mit der Hochschule Deggendorf wird an Universal-Ladestationen und speziellen Navigationssystemen geforscht, die auf die speziellen Bedürfnisse der Elektromobilität zugeschnitten sind. Ich bin überzeugt davon, dass diese Form der Mobilität großes Potential bietet. Allerdings sind Elektroautos nur sinnvoll, wenn sie auch mit Erneuerbarem Strom laufen. Die derzeitige Ausbaubremse der Staatsregierung ist damit auch ein Angriff auf die E-Mobilität.
In Perlesreut habe ich am Abend die Grüne Energiepolitik vorgestellt und deutlich gemacht, dass die Kommunen und Bürger*innen vor Ort von einer klugen Energiewende nur profitieren können.
Auf der Abendveranstaltung zum Thema „Windenergie im Bayerischen Wald“ wurden auch sensible Themen angesprochen, etwa, wie sich die Windenergie mit dem Naturschutz vereinbaren ließe. Ich antwortete, dass es gerade die 10H-Regelung von Seehofer ist, die uns dazu zwingt, massiv in die letzten zusammenhängenden Waldgebiete reingehen zu müssen, wenn die Windenergie in Bayern überleben soll. Denn nur dort können die völlig überhöhten Abstandsforderungen des Ministerpräsidenten eingehalten werden.