3. August 2012

Die Energietour 2012 im Allgäu – Teil 2

10.00 Uhr | MRT Wind GmbH – Dösingen

 

Am Morgen des letzten Tourtages waren wir zu Gast bei der MRT Wind GmbH in Dösingen. Gegründet im Oktober 2011 vom gebürtigen Waliser Neil Cook hat die junge Firma mit ihren Kleinwindkraftanlagen bereits für viel Aufsehen gesorgt. Die von Cook und seinem Partner Prof. Dr. Uwe Hager entwickelten Kleinwindkraftgeneratoren sind weltweit einzigartig und haben das Interesse vieler nationaler und internationaler Kunden geweckt.
Aus gewölbtem Kunststoff und einem Aluminiumgestell besteht die 2,50m hohe Doppelhelix-Konstruktion des bisher einzig Modells, WG 100, wie die Assistentin der Geschäftsleitung, Jessica Schaaf, erklärte. Maximal 1,4 kW kann die Anlage leisten, ist somit bis zu einer Aufbauhöhe von zehn Metern genehmigungsfrei. Auch die variablen Montagemöglichkeiten, wie die Anbringung an der Hauswand oder eine Platzierung auf der Dachfläche unterhalb des Firsts machten die Anlage für Hausbesitzer interessant. Gleich über der Tür zu den Büroräumen von MRT-Wind hat Cook eine WG 100 Anlage angebracht. Ich konnte mich mit meiner Kollegin Theresa Schopper sogleich davon überzeugen, wie leise die Anlage arbeitet. Wie uns Frau Schaaf berichtete seien die Anlagen seit kurzem auch CE zertifiziert. Betrieben werden können die Anlage bis zu Windstärke elf und funktionieren somit auch bei äußert starken Winden.
Mehrere Tausend Anfragen lägen dem Unternehmen bereits vor, so dass die Nachfrage die Kapazitäten des jungen Unternehmens weit übersteige, wie Schaaf darlegte.
Das Enorme Interesse an den Anlagen signalisiere ein anhaltendes Interesse der BürgerInnen an EE-Technik, dabei sei der Amortisationszeitraum der Anlagen stark schwankend, mit mindestens sieben Jahren muss man rechnen oder auch mehr, in Abhängigkeit von Windstärke und Böenintensität am jeweiligen Standort.
Ein wesentlicher Aspekt der jungen Firmenphilosophie von Neil Cook, so machte das Gespräch deutlich, ist es, die regionale Wertschöpfung beizubehalten. Bis auf den verbauten Generator, sind alle Teile der Anlagen in der Region gefertigt, und daran wolle man auch künftig und trotz des Anfragensturmes dauerhaft festhalten.

12.30 Uhr | Allgäu Solarzentrum GmbH– Biessenhofen

Der zweite Tagestermin führte uns, nun verstärkt durch meinen Kollegen Thomas Gehring, nach Biessenhofen zum Allgäu Solarzentrum. Gründer, Geschäftsführer und Inhaber Willi Bihler berichtete uns insbesondere über die Innovationsleistungen des Unternehmens. Das mit dem Bundespreis 2008 für Innovatorische Leistungen für das Handwerk ausgezeichnete Allgäu Solarzentrum verfügt über mehrere eigene Patente, unter anderem für PV-Montagesysteme, die über die ebenfalls zum Gesamtunternehmen gehörige Wiosun GmbH vertrieben werden.
Am Modell stellte uns der gelernte Elektronikmeister Bihler eine weitere Eigenentwicklung vor: PV-Therm heißen die selbst entwickelten Kombimodule, die durch einen vielfach nutzbaren Wärmetauschprozess in Verbindung mit einer eigens konstruierten Wärmepumpe unter anderem auch dafür sorgen können, dass Schnee auf PV-Flächen schmelzen und abgleiten kann. Stolz sei er auch darauf, berichtete Bihler, dass man weltweit die erste Firma mit (für die USA, Großbritannien und Deutschland) zertifizierten Kombimodulen sei. Und selbstverständlich sei die Firma Mitglied bei PV-Cycle, einer Organisation zum Recycling von Glas, Metallen und Zellen aus demontierten PV-Modulen.
Trotz der innovativen Unternehmensausrichtung habe die Solarförderungskürzung auch der Allgäu-Solarzentrum GmbH stark zugesetzt. „Wir mussten die Belegschaft um 70 Personen auf 120 Mitarbeiter reduzieren. Das war sehr hart für alle“ so Bihler, dessen Frau und Kinder ebenfalls im Unternehmen arbeiten. Nicole Bihler, die in der Geschäftsleitung für den Bereich Marketing zuständig ist, pflichtete ihrem Vater bei und bedauerte, dass die Bundesregierung nicht so deutlich für die Energiewende Stellung bezöge, wie es ihre Kunden täten. Diese würden vielfach aus Überzeugung und nicht aus Profitorientierung für den Eigenbedarf in PV-Technik investierten.
Die Branchenkrise habe man sich jedoch auch zu nutzen gemacht und entgegen des Trendes weiter investiert, berichtete Willi Bihler. Eine neue vollautomatische Fertigungsanlage für PVT-Module, die erst vor kurzem in den biessenhofer Produktionshallen installiert wurde, ist der neue Stolz der Firma. Wir konnten uns bei einem Firmenrundgang selbst ein Bild von den Produktionsprozessen rund um die neuen Anlagen machen. Die regionale Wertschöpfung, die durch diese Investition einen starken Impuls erfahren hat, war zentrales Gesprächsthema und für uns ebenso wie für Geschäftsführer Bihler von enormer Bedeutung. Viele der Zulieferbetriebe, insbesondere aus dem Metallbereich, seien Allgäuer Unternehmen, wie Bihler betonte. Man könne jedoch nur gegen die internationale Konkurrenz bestehen und die Wertschöpfung in der Region halten, wenn man weiterhin Innovationspotentiale ausschöpfe und investiere, darin warem wir uns mit dem Geschäftsführer einig.

15.30 Uhr | MAHA – Maschinenbau Haldenwang GmbH & Co. KG

MAHA – Maschinenbau Haldenwag hieß der letzte Tourstopp zum Abschluss der Grünen Energietour 2012. Der Geschäftsführer Klaus Burger und Antonio Multari, Leiter des Projektmanagements bei MAHA empfingen mich und meinen Kollegen Thomas Gehring zum Gespräch und anschließendem Rundgang durch die Fertigungshallen. Rund 800 weitere MitarbeiterInnen beschäftigt der Weltmarktführer für Abgasmessung und Fahrzeug-Sicherheitsprüfung am Oberallgäuer Standort.
Der inhaltliche Gesprächsfokus lag insbesondere auf den Entwicklungen im Bereich der Abgasmessung und Schadstoffausstoßreduzierung. Das Unternehmen sehe sich als Brachenführer nicht nur wirtschaftlich in die Pflicht genommen, sagte Antonio Multari, sondern auch moralisch, denn Umwelt- und Gesundheitsschäden könnten durch bessere Mess- und Filtertechniken stark reduziert werden. Dabei gelte es, wirtschaftlichem, politischen und medialen Widerstände zu begegnen, wie der Projektmanager betonte. Genauere Messtechniken müssen gesetzlich vorgeschrieben und auf deren Einhaltung geachten werden, so Multari. Insbesondere die Russpartikelfilterung von Dieselmaschinen sei ein Bereich, der zu Gunsten von Umwelt und Gesundheit viel stärker als bisher beachtet werden müsse. „Das ist mir auch ein ganz persönliches Anliegen“, unterstrich Multari die eigene Motivation. Handlungsbedarf gelte nicht nur für den PkW-Bereich, sondern auch für den Baumaschinenbereich, der bei der Abgasuntersuchung und –vermeidung bisher außen vor bleibe. Diese Forderungen decken sich auch mit Anträgen unserer Bundestagsfraktion (u.a. Drucksache 16/13181).
Unter anderem engagiere sich MAHA daher auch in einem Kooperationsprojekt zwischen dem Serviceprodukt-Hersteller-Verband ASA und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB), bei dem auf Basis breiter wissenschaftlicher Studien die Zulassung neuer Messverfahren voran gebracht werden soll.
Wir waren über dieses Thema hinaus daran interessiert, von Geschäftsführer Burger etwas über Innovationen im Energiemanagement und Nachhaltigkeit des Produktionsprozess zu erfahren. Neben der energetischer Sanierung der Produktionshallen und der Bestückung der Hallendächer mit einer 270kW Anlage beteiligt sich das Unternehmen auch in diesem Bereich an einem wissenschaftlichen Projekt. Gemeinsam mit anderen Unternehmen der Region ist MAHA Teil eines Pilotprojektes zu energieeffizienter Erzeugung nach DIN EN ISO 16001. Teil dieser Bemühungen ist auch ein umweltbewusstes Fuhrparkmanagement: So verwendet man bei MAHA für kürzere Kurierfahrten das baugleiche, mit Elektromotor ausgestattete Fahrzeug, welches auch wir für unsere Fahrten auf der Energietour nutzen.
Und auch im Marketingbereich, so erklärte Klaus Burger, orientiert man sich in Haldenwag an der wachsenden Bedeutung nachhaltiger Prozesse mit einem firmeneigenen Eco-Label, der MAHA-Greenline. Die eigenen Produkte werden dabei in den Kategorien Lebenszyklus, Fertigung, Organisation (Standort) und Aftersales auf die Nachhaltigkeit hin bewertet. „Auch unsere Kunden, alle aus dem Unternehmensbereich, werden immer anspruchsvoller“, beschrieb Burger diese, und darin waren sich alle Gesprächsteilnehmer einig, sehr positive Entwicklung.