Weiter Unklarheit über Todesopfer im AKW Gundremmingen
Bayerische Behörden müssen klarstellen, ob menschliche Asche im Atommüllager Asse entsorgt wurde
Nach Berichten über die Einlagerung von Asche oder gar Leichenteilen im maroden Atommüll-Lager Asse haben die Landtagsgrünen schwere Vorwürfe gegen die Informationspolitik der bayerischen Behörden erhoben. So stehe der Verdacht im Raum, dass die beiden Opfer des tödlichen Unfalls im Atomkraftwerk Gundremmingen von 1975 nicht vollständig beerdigt worden seien, sondern einzelne Organe aufgrund der hohen Kontamination gesondert verbrannt und in den Salzschacht von Asse geliefert worden seien. Weder das Umweltministerium als zuständige Atomaufsichtsbehörde noch das Landesamt für Umweltschutz hätten seither die Vorwürfe aufklären können. „Umweltminister Söder ist ganz offensichtlich in dieser makabren Geschichte auf Tauchstation gegangen“, kritisierte der energiepolitische Sprecher Ludwig Hartmann und die regionale Abgeordnete Christine Kamm.
Auch vom Landesamt für Umweltschutz, seinerzeit die zuständige Landesbehörde, liegt bislang keine offizielle Stellungnahme vor. Angeblich, so ein Vertreter des Helmholtz-Zentrums, des früheren Asse-Betreibers, gegenüber Journalisten, seien Akten über den Vorgang nicht mehr aufzufinden.
Das Magazin „Stern“ dagegen verweist auf einen Bericht der Gesellschaft für Strahlenforschung in Neuherberg, der Vorläufer-Organisation des Helmholtz-Zentrums. In einem Brief an den Umweltminister fordern die Grünen daher erneut rückhaltlos Aufklärung der Vorkommnisse. „Angesichts der desaströsen Informationspolitik von Umweltministerium und LfU wächst bei uns der Verdacht, dass hier gezielt versucht wird, die Wahrheit zu vertuschen.“ Die mögliche getrennte Entsorgung einiger Organe oder Obduktionsproben stehe schließlich in völligem Kontrast zu den damaligen Beschwichtigungsbemühungen der Staatsregierung und des Gundremmingen-Betreibers RWE. So sei seinerzeit immer wieder der Eindruck von einem konventionellen Verbrühungs-Unfall erweckt worden. Ludwig Hartmann und Christine Kamm: „Wenn nun aber einzelne Organe offenbar so stark kontaminiert waren, dass sie eigens als Atommüll entsorgt werden mussten, gerät diese offizielle Lesart massiv ins Wanken.“