Schluss mit dem Temelin-Ausbau!
Die Grünen im Bayerischen Landtag fordern anlässlich des Besuchs des tschechischen Regierungschefs Petr Necas den Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer auf, die ablehnende Position Bayerns zu den Temelin-Ausbauplänen deutlich zu machen. „Angesichts der sich abzeichnenden Unrentabilität neuer Atomkraftwerke muss auch in Tschechien die Energiewende eingeleitet werden“, erklärt der energiepolitische Sprecher Ludwig Hartmann. „Bayern soll dazu seine Hilfe anbieten.“ Gerade die Erfahrungen bei der Netzintegration der Photovoltaik könnten für Tschechien sehr wertvoll sein.
Der vom tschechischen Energiekonzern CEZ geplante Ausbau Temelins um zwei weitere Blöcke gerate zusehends ins Stocken. Bereits Ende Januar habe die ansonsten atomfreundliche tschechische Atombehörde SUJB das Genehmigungsverfahren unterbrochen und die CEZ zu Ergänzung der Unterlagen aufgefordert.
Ludwig Hartmann: „Wichtig sind aber vor allem die ökonomischen Entwicklungen.“ Investoren in Frankreich, Großbritannien und Finnland zögen sich nach und nach aus den AKW-Planungen zurück. Auch in Tschechien mehrten sich die ökonomischen Zweifel. Die CEZ-Aktie befände sich seit Monaten im Sinkflug. Dazu erklärte jüngst Michal Snobr, Energieanalyst der J&T-Bank in Prag: „Das Projekt entbehrt jeder Marktlogik“. Der Ausbau sei eine „Dummheit“.
„Die tschechische Regierung muss neben den atomaren Gefahren auch endlich die ökonomischen Risiken des Temelin-Ausbaus erkennen“, so Ludwig Hartmann. „Die Zeit der klassischen Grundlastkraftwerke läuft ab, weil sie von Wind und Sonne aus dem Markt geworfen werden und der Atomstrom dann zu negativen Strompreisen verschenkt werden muss.“ Der niederbayerische Abgeordnete Eike Hallitzky erklärt: „Tschechien muss auch erkennen, dass die Stromexport-Hoffnungen zusehends schwinden.“ Die Stromexporte von Tschechien nach Deutschland seien in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. „Dabei muss man berücksichtigen, dass vielen Stromlieferungen aus Tschechien zunehmend Windstrom enthalten, der von Norddeutschland über Polen und Tschechien nach Süddeutschland transportiert wird, weil die innerdeutschen Leitungen nicht ausgebaut sind.“ Die tschechische Regierung solle nun die Zeichen der Zeit erkennen und einen Schlussstrich unter die Ausbaupläne in Temelin ziehen. „Das muss die Botschaft Bayerns bei den bayerisch-tschechischen Gesprächen sein.“