7. Juni 2011

Anhaltende Korrosionsprobleme am Forschungsreaktor FRM II

Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Ludwig Hartmann und Susanna Tausendfreund vom 02.05.2011, mit den Antworten des Staatsministers für Umwelt und Gesundheit, Dr. Markus Söder, vom 07.06.2011 (kursiv dargestellt)

Angesichts der seit Jahren bestehenden Korrosionsprobleme im Forschungsreaktor FRM II fragen wir die Staatsregierung:

Sehr geehrte Frau Präsidentin,
die Schriftliche Anfrage beantworte ich wie folgt:
Vorbemerkung:
An der Wand des Reaktorbeckens des FRM II gibt es eine sehr dünne Ablagerung von Eisenoxid. Diese Ablagerung wurde vom TÜV Süd untersucht und als nicht sicherheitstechnisch relevant eingestuft. Die Untersuchung hat ergeben, dass die Ablagerung nur einige Millionstel Millimeter dick ist und keinen Einfluss auf die Integrität und Dichtheit des Reaktorbeckens hat. Die Bayerische Kommission für Reaktorsicherheit hat dieses Ergebnis inzwischen bestätigt.

1. a) Welche Maßnahmen zum Auffinden der Korrosionsursache wurden seit Vorliegen des BAM-Gutachtens vom 26.7.2006 beim FRM II ergriffen?
b) Welche weiteren Gutachten wurden in diesem Zusammenhang von wem in Auftrag gegeben und wann wurden diese fertig gestellt?
c) Wann wurden diese Gutachten jeweils dem Bayerischen Umweltministerium vorgelegt?
zu Frage 1 a-c):
Von der Technischen Universität München (TUM) wurden weitere Gutachten bei verschiedenen Forschungsinstituten (Bayer Technology Services, Institut für Radiochemie der TUM, Areva NP GmbH, TÜV Süd Chemie Service GmbH, Lehrstuhl für analytische Chemie der TUM) in Auftrag gegeben. Die Gutachten wurden im Zeitraum von September 2007 bis Juli 2008 erstellt und im Juli 2008 dem Bayerischen Umweltministerium vorgelegt.

2. a) Wann wurde der TÜV Süd als Gutachterorganisation offiziell von der FRM II-Betriebsleitung über die Korrosionsprobleme informiert?
b) Wann wurde das Bayerische Umweltministerium als Atomaufsichtsbehörde erstmals über die Korrosionsprobleme informiert?
Zu Frage 2 a+b):
Die Ablagerungen an der Reaktorbeckenwand des FRM II wurden im August 2005 bei einer wiederkehrenden Prüfung unter Beteiligung des TÜV Süd festgestellt und anschließend dem Bayerischen Umweltministerium gemeldet. 

3. a) Wann wurde das Bundesumweltministerium umfassend über die aufgetretenen Korrosionsprobleme informiert?
b) Liegen dem Bundesumweltministerium alle in diesem Zusammenhang erstellten Gutachten vor?
Zu Frage 3 a+b):
Die Prüfungen haben ergeben, dass die Ablagerungen an der Reaktorbeckenwand des FRM II sicherheitstechnisch nicht relevant sind. Deshalb gab es keine Veranlassung das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) über diesen Sachverhalt zu informieren. Inzwischen liegen dem BMU die in diesem Zusammenhang erstellten Gutachten vor.
Das Meldeformular zum meldepflichtigen Ereignis ME 2011/01 „Korrosionsbefunde an Wellenbuchsen zweier Armaturen im Schwerwasserkühlsystem“ wurde am 01.04.2011 dem BMU übermittelt.

4. a) Treten Ablagerungen dieser Art in ähnlichem Umfang auch an den Reaktorbecken der anderen kerntechnischen Anlagen in Isar 1 und 2, in Gundremmingen B und C und in Grafenrheinfeld auf?
b) Wenn ja, wann wurden diese Ablagerungen dort jeweils festgestellt?
c) Wenn nein, welche Erklärung gibt es dafür?
Zu Frage 4 a-c):
Im Unterschied zum FRM II wird das Reaktorbecken eines Kernkraftwerks nur zum Brennelementwechsel mit Wasser gefüllt. Nach dem Brennelementwechsel wird die Reaktorbeckenwand gereinigt und eventuell vorhandene Ablagerungen dabei entfernt.

5. a) Treten Ablagerungen dieser Art in ähnlichem Umfang auch an den Reaktorbecken anderer Forschungsreaktoren in Deutschland auf?
b) Wenn ja, wann wurden diese Ablagerungen dort jeweils festgestellt?
c) Wenn nein, welche Erklärung gibt es dafür?
Zu Frage 5a-c):
Dazu liegen keine Informationen vor. 

6. a) Handelt es sich bei den anhaltenden Korrosionsproblemen nach Ansicht des Bayerischen Umweltministeriums um ein meldepflichtiges Ereignis?
b) wenn nein, warum nicht?
Zu Frage 6 a+b):
Siehe Antwort zu Frage 3.

7. a) Was ist nach dem aktuellen Stand nach Ansicht der TU München die Ursache für die Korrosionserscheinungen im Kühlwasserkreislauf?
Zu Frage 7a):
Ursächlich für die sicherheitstechnisch nicht relevante Verfärbung des Reaktorbeckens sind im Beckenwasser gelöste Stoffe, die sich im Laufe der Zeit an der Reaktorbeckenwand ablagern. 

b) Was ist nach dem aktuellen Stand nach Ansicht der TU München die Ursache für die Korrosionserscheinungen im Moderatortank?
Zu Frage 7b):
Die betroffenen Bauteile im Moderatorkreislauf bestanden aus einem Material mit einer zu geringen Korrosionsbeständigkeit.

8) a) Welche Maßnahmen plant die TU München bzw. das Bayerische Umweltministerium um weitere Korrosion im Kühlwasserkreislauf zukünftig auszuschließen?
Zu Frage 8a):
Da die Ablagerungen an der Reaktorbeckenwand die Sicherheit des FRM II nicht beeinträchtigen, sind über die in den Betriebsvorschriften festgelegten wiederkehrenden Prüfungen an den Komponenten des Kühlwasserkreislaufes und die regelmäßige chemische Analyse des Kühlwassers hinaus keine weiteren Maßnahmen angezeigt. 

b) Welche Maßnahmen plant die TU München bzw. das Bayerische Umweltministerium um weitere Korrosion im Moderatortank zukünftig auszuschließen?
Zu Frage 8b):
Das Material der Ersatzbauteile wird so gewählt, dass Korrosion über den Zeitraum der Laufzeit der Anlage bestmöglich ausgeschlossen werden kann. Zur Bestätigung werden die Armaturen regelmäßig einer Sichtprüfung unterzogen.

c) Ist sichergestellt, dass der Forschungsreaktor FRM II erst wieder in Betrieb geht, wenn die Ursache für die Korrosionserscheinungen erkannt ist und zukünftig Korrosion ausgeschlossen werden kann?
Zu Frage 8c):
Der FRM II geht erst wieder in Betrieb, wenn die unter 8. b) genannten Maßnahmen umgesetzt wurden.

Wir bitten um getrennte Beantwortung der einzelnen Fragen und Unterfragen.

Um Drucklegung wird gebeten.

Anbei habe ich Ihnen unsere Schriftliche Anfrage und die Antwort der Staatsregierung als pdf-Datei im Drucksachenlayout des Bayerischen Landtags hinterlegt.

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