24. September 2021

Mehr Wasserschutzgebiete, sofortige Renaturierung ungenutzter Moorflächen und Staatswald zu Bürgerwald machen

Drei Tage lang hat sich die grüne Landtagsfraktion unter dem Motto „Unser Wald, unser Wasser, unser Leben“ zur Herbstklausur 2021 in Fürth getroffen, um über unsere Lebensgrundlagen zu diskutieren – mit den inhaltlichen Schwerpunkten Wald, Wasser und Moore.

 

Das Fazit der Fraktionsvorsitzenden Katharina Schulze: „Nach drei intensiven Tagen mit viel fachlichem Input und leidenschaftlichen Diskussionen wurde wieder einmal klar: es gibt noch viel zu tun für uns, aber wir lassen nicht locker. Es liegt in unserer Verantwortung, dafür zu sorgen, dass auch die nachfolgenden Generationen gut leben können. Klimaschutz ist kein nice-to-have, sondern ein must-have! Klimaschutz schützt unseren Wohlstand, unsere Arbeitsplätze und die Freiheit künftiger Generationen.“

Ludwig Hartmann, Fraktionsvorsitzender der Landtagsgrünen: „Wir waren uns auf unserer Klausur alle einig, nicht locker zu lassen. Der Erhalt unserer Naturräume ist ein ur-grünes Thema. Gerade jetzt, in dieser Zeit des Umbruchs, sind unsere Kompetenzen beim Klima- und Umweltschutz gefragt. Jetzt gilt es, verlässlich Klimaschutzgebiete zu schaffen, damit auch in Zukunft ein gutes Leben in Bayern möglich ist. Klimastabile Wälder, sauberes Wasser und intakte Moore sind auch Barrieren gegen Klimafolgen. Sie sind unsere natürlichen Verbündeten beim Schutz unseres Klimas – und vor allem sind sie einfach da und damit äußerst kosteneffizient.“

Barbara Fuchs machte als regionale Abgeordnete bei der Auftakt-Pressekonferenz auf ein geplantes Amazon-Logistikzentrum aufmerksam, das direkt neben einem Wasserschutzgebiet bei Allersberg entstehen soll: „Die unterirdischen Wasserströme bewegen sich dann unter einem Logistikzentrum und landen angesichts der Bodenversiegelung irgendwo, nur nicht im Wasserschutzgebiet. Eine völlig falsche Weichenstellung für die Trinkwasser-Situation der nächsten Generationen. Ökologie und Ökonomie sind nicht voneinander zu trennen.“

Unser Steigerwald: Grünes Juwel im Herzen Frankens

Der traditionelle Ortstermin führte die Fraktion in den Steigerwald. Auf der Pressekonferenz mit den Fraktionsvorsitzenden Katharina Schulze und der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Gisela Sengl, dem Vorsitzenden der grünen Bundestagsfraktion Dr. Anton Hofreiter und Dr. Günther Denzler, ehem. Landrat Bamberg sowie ehem. Präsident Bezirkstag Oberfranken, bekräftigten alle noch einmal die gemeinsame Forderung nach einem Nationalpark Steigerwald.

„Laut UNESCO-Welterbekonvention hat der Steigerwald mit die wertvollsten und hochwertigsten Buchenbestände in ganz Europa. Wir müssen sie endlich unter Schutz stellen. Fakt ist, dass 75 Prozent der Bevölkerung in der Region für einen Nationalpark vor Ort sind“, sagt Dr. Günther Denzler.

Auch Katharina Schulze sieht den Steigerwald als „ein Juwel, das wir schützen müssen. Wir müssen ein deutliches Zeichen setzen: Bayern braucht einen Dritten Nationalpark. Jetzt – und nicht erst in 100 Jahren!“

Dr. Anton Hofreiter appelliert direkt an Ministerpräsident Markus Söder: „Die Frage ist, schaffen wir es noch, die Klimakrise in den Griff zu bekommen? Es geht um die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder. Herr Söder, setzen Sie sich für den Klimaschutz ein und schaffen Sie endlich einen 3. Nationalpark in Bayern!

Gisela Sengl erklärt: „Ein Nationalpark hat nur Vorteile: Wir wissen aus den bestehenden Nationalparks, dass die Region dadurch nur gewinnen kann und attraktiver wird. Wir brauchen solche Naturwälder, die Wasser speichern, Sauerstoff produzieren und klimaresistent sind.“

Der Freitag begann mit einer Aktion zum Klimaschutz, auch um den Klimastreik der Fridays-for-Future-Bewegung zu unterstützen. Die Landtags-Grünen sehen die Klimakrise als Existenzfrage unserer Zeit: Nur, wenn wir jetzt und in den nächsten Jahren konsequent handeln, können wir die Krise noch stemmen.

Den Staatswald den Bürgerinnen und Bürgern zurückgeben

Auf der Abschluss-Pressekonferenz mit den Fraktionsvorsitzenden Katharina Schulze und Ludwig Hartmann, Martin Häusling, MdEP, und Dr. Ralf Straußberger, Waldreferent BUND Naturschutz in Bayern e.V., haben die Landtags-Grünen eine gemeinsame Erklärung mit dem BUND Naturschutz in Bayern e.V. verabschiedet: „Ein Wald für uns alle – Staatswald zu Bürgerwald machen“.

Ludwig Hartmann: „Der Wald ist die grüne Lunge Bayerns und keine Geldmaschine. Es war grundfalsch, über Jahrzehnte eine gewinnorientierte Forstwirtschaft zu betreiben und den dringend notwendigen Waldumbau hierüber zu vernachlässigen. Für einen echten Lebens- und Bürgerwald müssen jetzt neben den ökonomischen Interessen die Leistungen für Mensch, Klimaschutz und Artenvielfalt in den Vordergrund rücken. Der Staatswald ist unser Wald, der Wald der Bürgerinnen und Bürger. Das bedeutet auch, dass kein bestehender Staatswald mehr für neue Gewerbeansiedlungen gerodet werden darf. Hier muss Gemeinwohl vor Profitinteresse stehen.“

Dr. Ralf Straußberger, Waldreferent BUND Naturschutz in Bayern e.V.: „Die Wälder sind insgesamt bedroht. Vor allem Fichten- und Kiefernwälder können das Klima nicht mehr aushalten. Sie sterben uns auf großer Fläche ab. Wir brauchen einen anderen Umgang mit ihnen, allem voran muss das im Staatswald erfolgen.“ Straußberger ruft dabei zum Handeln auf: „Wir müssen jetzt umsteuern – und nicht erst in 20 oder 30 Jahren. Das gilt auch für die Holzverwendung: So ist es nötig, mehr Holzbau zu betreiben und nicht einen großen Teil des Waldholzes zu verbrennen, was wiederum das Klima belastet.“

Martin Häusling, MdEP, Koordinator für die Grünen/EFA im Agrarausschuss (AGRI) fordert eine Europäische Forststrategie: „Nach der Ausrufung des European Green Deal müssen wir die Frage nach der Holznutzung beantworten. Klar ist, Kohlekraftwerke dürfen nicht durch Holzkraftwerke ersetzt werden. Holzverbrennung ist nicht CO2-neutral! Wir müssen diesen Rohstoff effektiver nützen.“

Erhalten, was uns erhält: Wald, Wasser, Moor

Auf der Herbstklausur haben die Landtagsgrünen drei Papiere beschlossen zu den Kernthemen Wald, Wasser und Moor.

Vor allem in der Renaturierung der Moore sieht Katharina Schulze eine große Chance: „Gemeinsam mit den bayerischen Wäldern und unserem Wasser sind die Moore unsere natürlichen Verbündeten beim Klimaschutz. Moore renaturieren und erhalten muss also unser Ziel sein. Dabei lohnt es sich auch, auf technische Innovationen zu setzen: Wir können Moore während der Renaturierung für Photovoltaik-Freiflächen nutzen. So gewinnen wir Sonnenstrom und gleichzeitig regeneriert sich der CO2-Speicher für ein besseres Klima – eine Win-win-Situation!”

Zum aktuellen Thema „Trinkwasser“ erklärt Ludwig Hartmann: „Es ist ein hohes Gut, dass wir überall in Bayern den Wasserhahn aufdrehen können und Trinkwasser herauskommt. Damit das so bleibt, müssen wir jetzt den Schutz unseres Wassers voranbringen. Immer tiefer nach Wasser zu bohren, ist hier keine Lösung. Um den Grundwasserkörper besser zu schützen, brauchen wir eine Ausweitung der Wasserschutzgebiete auf mindestens zwölf Prozent der Landesfläche bis zum Jahr 2030 – das ist mehr als eine Verdoppelung des Ist-Zustands. In diesen Gebieten müssen wir gezielt die Ökolandwirtschaft voranbringen: Denn ,Bio‘ schützt nicht nur Wasser und Böden, sondern künftig auch unseren Geldbeutel – weil eine aufwendige, kostenintensive Reinigung des oberflächennahen Grundwassers dann gar nicht mehr nötig wäre.“

Alle auf der Klausur beschlossenen Papiere, O-Töne, Pressebilder, Mitschnitte und ein Video von unserem Rundgang durch den Steigerwald finden Sie auf der Klausur-Website

München (24.9.21 /lmo)