19. Januar 2021

Zeit wird`s: Bayern will einen weiteren Nationalpark

Drei oder mehr Nationalparks – Bayern hat genug geeignete Naturräume

Über 50 Jahre nach Ausweisung des bundesweit ersten Nationalparks im Bayerischen Wald und mehr als vier Jahrzehnte nach Gründung des Nationalparks Berchtesgaden sehen bayerische Naturschützerinnen und Naturschützer die Zeit für einen dritten Nationalpark im Freistaat gekommen. Ludwig Hartmann betont mit Blick auf die bestehenden bayerischen Nationalparks: „Knüpfen wir endlich an diese beiden Erfolgsgeschichten an. Es wird langsam Zeit, dass Bayern als mit Abstand größtes Flächenland Deutschlands seiner Verantwortung für Natur‐ und Umweltschutz gerecht wird und einen weiteren Brutkasten für mehr Artenvielfalt schafft.“

 

„Beide Nationalparks in Bayern sind Erfolgsgeschichten für Natur- und Artenschutz, Tourismusmagnete für Naturerlebnisse und Brutkästen für mehr Artenvielfalt.“
– Ludwig Hartmann

 

Es gibt naturbelassene Wälder, in denen es laut Studien im Sommer 15 Grad kälter als in Innenstädten ist. Die Bäume verdunsten gemeinsam Wasser und kühlen so ihre Umgebung ab. Möglichst intakte, natürliche Wälder können also ein wesentlicher Faktor sein, um die Erdüberhitzung etwas abzupuffern. Das unterstreicht auch Ludwig Hartmann: „Die Natur als das ursprünglichste ‚lernende System der Welt‘ kann sich auf die Klimaveränderungen einstellen, wenn wir sie nur lassen.“

 

Überwältigende Zustimmung der Bürger*innen in den Regionen Steigerwald und Ammergebirge für einen Nationalpark vor der Haustür

Als naturschutzfachlich wertvolle Standorte werden regelmäßig das Ammergebirge im Süden Bayerns und der Steigerwald im Norden genannt. Hier werben schon heute Nationalparkvereine für Unterstützung in der Bevölkerung. Eine repräsentative Umfrage (repräsentativ nach Alter, Geschlecht, Regionen) hat explizit die Meinung von den Menschen abgefragt, die in der Region leben und für die ein Nationalpark vor der Haustür liegen würde.

Die Umfrage hat beeindruckende hohe Zustimmungsraten pro Nationalpark unter den Bürgerinnen und Bürgern im Ammergebirge und im Steigerwald ergeben. Eine große Mehrheit will einen Nationalpark vor der eigenen Haustür: Im Ammergebirge sprachen sich 81 Prozent der Befragtenfür einen Nationalpark aus, im Steigerwald 75 Prozent der Umfrage-Teilnehmer. Das zentrale Argument der Staatsregierung gegen die Ausweisung eines neuen Nationalparks in Bayern („die lokale Bevölkerung will es nicht“) wird damit eindrucksvoll widerlegt.

Die von der Grünen Landtagsfraktion in Kooperation mit dem Förderverein Nationalpark Ammergebirge e. V. und dem Verein Nationalpark Steigerwald e. V. beauftragte Studie des renommierten Meinungsforschungsinstitutes Brand Support hat ausschließlich die Bürger*innen und Bürger der Anrainer‐Landkreise befragt:

– Ammergebirge: Landkreise Ostallgäu, Garmisch‐Partenkirchen, Weilheim‐Schongau
– Steigerwald: Bamberg Stadt/Landkreis; Schweinfurt Stadt/Landkreis; Landkreis Haßberge

 

Immer mehr Bürger*innen sind der Meinung: Für den Schutz und das Erlebnis von seltenen Tieren in wilder Natur sind Nationalparks unersetzlich. Quer durch alle Altersgruppen und alle Orte bzw. Landkreise sehen die Bürgerinnen und Bürger die Vorteile eines Schutzgebiets mit überregionaler Bedeutung. Auch generell ist der Wunsch nach weiteren Nationalparks in Bayern sehr ausgeprägt:

– 84% in der Untersuchungsregion Ammergebirge befürworten weitere Nationalparks in Bayern.
– 74% in der Untersuchungsregion Steigerwald befürworten weitere Nationalparks in Bayern.

 

„Das Ergebnis der Umfragen ist mehr als positiv. Ein Großteil der Bürgerinnen und Bürger vor Ort sind für einen Nationalpark. Die Ergebnisse der Umfrage sind Antrieb für uns GRÜNE, das Thema deutlich in der Debatte voranzubringen.“
– Ludwig Hartmann

 

Steigerwald: Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger steigt stark an

Der Steigerwald ist berühmt für seine alten Buchenwälder. Für diese Laubwälder trägt Deutschland weltweit eine besondere Verantwortung, da hier das Zentrum ihrer Verbreitung liegt. Der nördliche Steigerwald ist einer der wertvollsten deutschen Buchenwälder, von denen nur mehr 7 Prozent der ursprünglichen Fläche übrig geblieben sind. Das belegt, wie dringlich der Schutz dieser alten Laubwälder ist. Auch mit Blick auf die immer heißeren und trockeneren Sommer in Nordbayern fordert Florian Tully, Zweiter Vorsitzender des Vereins Nationalpark Steigerwald e. V.: „Geben wir der Natur diese Flächen im Steigerwald zurück, unsere alten Wälder sind hervorragende Wasserspeicher und natürliche Klimaanlagen. Weiter alte Buchen umsägen, das ist gegen den Bürgerwillen.“

 

 

Ammergebirge: Über 80 Prozent pro „Nationalpark Ammergebirge“

Die bayerischen Alpen zählen neben dem Wattenmeer zu den letzten Naturlandschaften Deutschlands. Mit dem Ammergebirge könnte ein weiterer wichtiger Teil dieser Naturlandschaft als Nationalpark unter Schutz gestellt und damit vor allem das größte geschlossene Bergmischwald‐Vorkommen Deutschlands bewahrt werden. Auch die Vogelwelt des Ammergebirges ist herausragend und besitzt deutlich mehr europaweit gefährdete Brutvogelarten als beispielsweise der Nationalpark Berchtesgaden. Hubert Endhardt, Vorsitzender des Förderverein Nationalpark Ammergebirge e. V., hebt – neben dem kulturellen Reichtum der Region – den natürlichen Charakter des Gebiets zwischen dem legendären Schloss Neuschwanstein und der Zugspitze hervor: „Der Blick von den Gipfeln des Ammergebirges erinnert an König Ludwigs II. Traumwelt: soweit das Auge reicht sind keine Straßen, Gebäude und andere menschliche Eingriffe erkennbar – nur markige Berge, dichte Bergmischwälder und klare Gewässer.“ Es sollten dort ausschließlich staatliche Flächen zum Schutzgebiet erklärt werden, betont Hubert Endhardt.

 

 

Die vollständigen Ergebnisse und Informationen zur Methodik gibt es unter diesem Link:
Nationalparkstudie 2020 – Steigerwald & Ammergebirge

 

 

Bayern ist mit Abstand das größtes Flächenland in Deutschland. Nur ca. 3,5 % der Waldfläche in Bayern streng geschützt. Um das Ziel der 5 % Waldschutz aus der Nationalen Biodiversitätsstrategie umzusetzen, werden weitere Flächen wie z.B. ein dritter Nationalpark benötigt. Seit der Gründung des Alpen-Nationalparks Berchtesgaden 1978 sind in anderen Bundesländern 14 Gebiete des nationalen Naturerbes ausgewiesen worden. In Bayern hat sich seit über 40 Jahren hat sich beim Thema weiterer Nationalpark in Bayern nichts getan.

 

„Wir müssen an die Erfolgsgeschichten der beiden bestehenden Nationalparks anknüpfen. Es wird langsam Zeit, dass Bayern als mit Abstand größtes Flächenland Deutschlands seiner Verantwortung für Natur‐ und Umweltschutz gerecht wird!“
– Ludwig Hartmann

 

Die Akzeptanz der beiden bestehenden bayerischen Nationalparks Bayerischer Wald und Berchtesgaden ist erst über die Jahre gewachsen. Heute würde kaum jemand mehr in Freyung-Grafenau den Nationalpark-Status wieder hergeben, weil die gesamte Region davon profitiert. In den beiden Regionen in der Umfrage ist die Akzeptanz jetzt schon extrem hoch: Hand in Hand mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort lässt sich die Ausweisung noch problemloser umsetzen.