Was wäre wenn: Olympia-Abfahrt abgesagt
Ludwig Hartmann: Auch technisches Wettrüsten kann Zukunft des Skitourismus‘ nicht sichern
„Olympia hätte kaum begonnen, da hätten wir den ersten Höhepunkt schon absagen können: die Herren-Abfahrt am Sonntag auf der Kandahar.“ Mit diesen Worten weist der Fraktionschef der Landtags-Grünen und Sprecher des beim jüngsten Bürgerentscheid gegen „München 2022“ erfolgreichen Bündnisses NOlympia, Ludwig Hartmann, auf „Schein und Sein olympischer Visionen für Oberbayern“ hin. Er stellt die Frage: „Was wäre wenn… München jetzt in der Situation von Sotschi wäre und ab Freitag olympische Winterspiele ausrichten müsste?“
Knapp 20 Zentimeter Kunstschnee im unteren Abschnitt der Garmischer Kandahar-Abfahrt und kein Schnee für Sturzräume – das hat schon zweimal in diesem Winter nicht für die Austragung von FIS-Weltcuprennen gereicht. An olympische Trainingsläufe für Damen und Herren sowie insgesamt vier Rennen in Abfahrt und Kombination wäre deshalb gar nicht zu denken. Die Wettbewerbe im Langlauf und Biathlon (aktuelle Schneelage 10 bis 15 Zentimeter) sowie im Skispringen könnten wohl mit entsprechendem technischem und Präparierungsaufwand durchgeführt werden. „Aber von olympischem Wintersportflair oder einer traumhaften Winterkulisse könnte angesichts der fortschreitenden Schneeschmelze in allen potenziellen Austragungsorten niemand sprechen“, so Ludwig Hartmann.
Für die Eislaufwettbewerbe im annähernd frühlingshaften München gelte dasselbe – allerdings könne man der olympischen Familie bei der Siegerehrung ein typisch bayerisches Schmankerl anbieten. „Wenn wir diese in die frühen Nachmittagsstunden verlegen, könnten die Medaillen bei bis zu 14 Grad über Null auf dem Viktualienmarkt verteilt werden“, so Ludwig Hartmann, „und die ersten Biergartenbesucher hätten ein nettes Unterhaltungsprogramm.
Was spaßig klingt, hat für die Landtags-Grünen einen ernsthaften Hintergrund. Zwar könne man bei den sich jährlich wandelnden Wetterverläufen mit einem besonders warmen und schneearmen Winter 2014 nicht von einer Regelmäßigkeit sprechen. Aber die Tendenz sei eindeutig: „Wintersport hat bei uns kaum noch eine Zukunft“, unterstreicht Ludwig Hartmann. Für die touristische Zukunft Oberbayerns und des Allgäus sei es wichtig, alternative Konzepte zu verfolgen und nicht in ein umweltschädigendes, technisches Wettrüsten um die aufwändigste Schneeerzeugung einzutreten.
„Die im letzten Jahrzehnt überaus positive Entwicklung der Sommer-Übernachtungszahlen in den bayerischen Wintersportorten beweist, dass es auch alternative Wege zu touristischem Erfolg und regionaler Wertschöpfung gibt“, verweist Ludwig Hartmann auf die Erkenntnisse einer erst im August letzten Jahres beantworteten schriftlichen Anfrage zur Tourismusentwicklung in Bayern (Drucksache 16/18248).