Vier Jahre Volksbegehren“Rettet die Bienen“: Noch immer viele offene Baustellen
Vier Jahre nach dem Volksbegehren «Rettet die Bienen» stockt die Umsetzung durch die Söder-Regierung noch immer. Dies zeigt, anlässlich des Jahrestags, eine Pressekonferenz des Förderkreises des Volksbegehrens, zu dem auch die Grünen zählen. Insbesondere bei der Ausweitung des Öko-Landbaus kommt der Freistaat nicht voran. Der Öko-Landbau hat seit 2019 nur von elf auf 13 Prozent der Landwirtschaftsfläche zugelegt – also gerade mal ein Zuwachs von zwei Prozent. Das gesetzliche Ziel von 30 Prozent bis 2030 wird so nicht zu erreichen sein.
Mehr Öko-Landbau für mehr Artenvielfalt
Dies liegt auch an der mangelnden Unterstützung durch die CSU-Landwirtschaftsministerin, die den Ökolandbau finanziell und personell unzureichend unterstützt und nicht einmal darauf drängt, den Ökoanteil an staatlichen Kantinen zu erhöhen. «Fakt ist, Bayern dümpelt im Ländervergleich beim Anteil der Biolandwirtschaft irgendwo im Mittelfeld», so Agnes Becker (ÖDP), die damalige Beauftragte des Volksbegehrens. Agrarministerin Michaela Kaniber mache in dem Bereich «schlicht ihre Arbeit nicht». 2022 sind selbst bei den staatlichen Flächen immer noch unter 20 Prozent ökologisch bewirtschaftet worden – damit erreicht nicht einmal der Staat selbst die Zielmarke von 30 Prozent. Zudem bewegt sich der Anteil von Biolebensmitteln beim Einkauf der öffentlichen Hand immer noch im kaum messbaren Bereich. Bayern dümpelt deshalb beim Ökolandbauanteil im Mittelfeld der Bundesländer deutlich hinter Baden-Württemberg oder Hessen. Dabei ist das Ziel, den Öko-Landbau auf 30 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche zu erweitern, einer der zentralen Punkte, um eine reale Veränderung für die Artenvielfalt zu bewirken.
„Die Staatsregierung ist aber vier Jahre nach dem erfolgreichen Volksbegehren weiter viel zu träge. Anstatt auf freiwillige Mithilfe zu warten, muss sie aktiv und ressortübergreifend auf mögliche Kooperationspartner zugehen!“
– Ludwig Hartmann
Fortschritte gab es beim Ziel der Ausweisung nutzungsfreier Wälder in den bayerischen Staatsforsten, allerdings sind viele Flächen sehr klein oder schützen immer schon nutzungsfreie Latschenfelder im Gebirge.
Unklar ist die Situation bei der Reduzierung des Pestizideinsatzes, bei der es immer noch keine Übersicht über die verwendete Menge in Bayern gibt. Es ist aber zu befürchten, dass auch hier das ehrgeizigen Ziel einer Halbierung bis 2028 nicht erreicht wird.
Ein Biotopverbund für gefährdete Tiere und Pflanzen in Bayern
Eine der größten Baustellen bleibt der Biotopverbund, der dazu dienen soll, dass Tiere und Pflanzen neue Lebensräume erreichen können, wenn sich ihr ursprünglicher Lebensraum verschlechtert hat. Erste Vorstellungen dazu in Bayern stammen aus den 1980iger Jahren. Erst durch die Forderung des Volksbegehrens nach zehn Prozent der Offenlandfläche für den Biotopverbund, kam wieder Bewegung in die Planungen. Was bisher von der Staatsregierung geliefert wurde, erinnert aber eher an Rechenaufgaben als an einen funktionalen Biotopverbund. So wurden in den Biotopverbund naturschutzfachliche Ausgleichsflächen einberechnet, die zu großen Teilen gar nicht existieren. Auch die nur für fünf Jahre gebundenen Flächen der Agrarumweltprogramme passen nicht so recht in das Konzept eines rechtlich gesicherten Verbundes.
„Was wir haben, ist ein schlecht gemachter Fleckerlteppich voller Lücken. Was wir brauchen, ist ein dicht verwobenes Geflecht – ein Biotopverbund als neue Lebensader für gefährdete Tiere und Pflanzen in Bayern!“
– Ludwig Hartmann
„Mit einem echten Biotopverbund können wir das Artensterben in Bayern aufhalten. Da wollen, da müssen wir hin – und mit uns rund 18 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung in Bayern! Anstatt Biotop-Einöden braucht es ein weit verzweigtes Geflecht über das ganze Land. Um dahin zukommen, muss die Staatsregierung endlich Kartenmaterial erstellen, von dem deutlich abzulesen ist, wo Kern- und Verbindungsflächen des Verbundes bestehen und wo Lücken klaffen. Besser heute als morgen gilt es, diese Lücken gezielt zu schließen und die Qualität der Kernflächen zu verbessern. Erst dann wird ein bayerischer Biotopverbund Wirkung zeigen. Die Staatsregierung ist aber vier Jahre nach dem erfolgreichen Volksbegehren weiter viel zu träge. Anstatt auf freiwillige Mithilfe zu warten, muss sie aktiv und ressortübergreifend auf mögliche Kooperationspartner zugehen!“, so der Fraktionsvorsitzende der Landtags-Grünen Ludwig Hartmann.
Das Bündnis aus ÖDP, LBV, Bündnis 90/Die Grünen und Gregor Louisoder Umweltstiftung (GLUS) hatte vor vier Jahren per Volksbegehren – und mit einer neuen Rekordzahl von Unterstützern – ein größeres Gesetzespaket für mehr Artenschutz im Landtag erzwungen. Aktuell fordert das Bündnis auch mehr Engagement bei der Reduzierung des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft und bei der Ausweisung von Biotopen und warnt vor einer Aushöhlung des Wald-Schutzes.