Besser werden: Zeit zum Nachdenken
Das Corona-Virus ist eine historische und weltweite Herausforderung. Unser globalisierter Lebensstil und unser Leben ständiger persönlicher Rushhour stehen plötzlich infrage. Rückzug und Entschleunigung sind die Gebote der Stunde, um das Tempo bei der Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Nur mit einem starken gesellschaftlichen Zusammenhalt und Gemeinschaftswillen kommen wir gut durch diese Zeit. Wir sollten uns solidarisch auf das Wesentliche konzentrieren und die schützenden und helfenden Hände bestmöglich unterstützen, die unsere Gesellschaft jetzt noch am Laufen halten. Ganz besonders danken möchte ich den Ärztinnen und Ärzten, dem Pflegepersonal, den Polizistinnen und Polizisten, den Verkäuferinnen und Verkäufern an den Supermarktkassen und allen, die Tag für Tag für unser aller Wohl ihren Dienst leisten.
Für die Mehrheit von uns, die nun im Homeoffice arbeitet und lediglich auf den abendlichen Kinobesuch oder das Treffen mit Freunden beim Italiener an der Ecke verzichtet, – insbesondere auch für uns Politikerinnen und Politiker – gilt: Nutzen wir die Phase, in der das gewohnte öffentliche Leben eingeschränkt ist zum Nachdenken und in uns gehen. Dazu gehört auch eine kritische Selbstanalyse – genauso wie ein zuversichtlicher Blick in die Zukunft. Was können wir künftig politisch noch besser machen? Wo sind die entscheidenden, systemrelevanten Druckpunkte des gesellschaftlichen Nervensystems, die wir im Sinne des Gemeinwohls als Politikerinnen und Politiker in den Blick nehmen müssen?
Daraus lassen sich für mich einige Folgefragen ableiten:
• Müssen wir unsere lokale und regionale Daseinsvorsorge stärken, besser organisieren und mehr wertschätzen?
• Muss unser Gesundheitssystem mehr Kapazitäten für Krisenfälle vorhalten (mehr Personal, mehr Intensivbetten in Krankenhäusern, staatliche Laborkapazitäten etc.)?
• Wie schaffen wir es, die Krisenleistungsträgerinnen und -leistungsträger auch in Normalzeiten gerechter zu bezahlen und besser anzuerkennen?
• Müssen wir in wesentlichen Produktionsbereichen – zum Beispiel bei Medikamenten – unabhängiger werden vom Weltmarkt und mehr innerhalb der EU produzieren?
• Brauchen wir mehr Notfallreserven bei Schutzkleidung, Lebensmitteln, Medikamenten?
• Wie schaffen wir es, dass unsere Unternehmen weniger anfällig sind für kurzfristige Engpässe oder Ausfälle in den Lieferketten?
• Wie handeln wir auch in Krisenzeiten europäisch und verfallen nicht in nationale Denkmuster?
• Wie sichern wir auch in Krisenzeiten unsere Freiheitsrechte und bewahren unser liberales Grundverständnis für Demokratie?
Alles das sind Fragen, die jetzt prioritär in den Mittelpunkt des Interesses rücken müssen. Aktuell haben wir Zeit, intensiv darüber nachzudenken und darüber zu diskutieren. Habt Ihr Anregungen, Ideen, konkrete Vorschläge zu diesen Themen? Schreibt mir – ich freue mich auf den Gedankenaustausch. Und bitte: Bleibt gesund und helft einander!