11. August 2020

Bayerische Brauereien und ihre Bierflaschen: Mehr Nachhaltigkeit durch normierte Standard-Flaschen

Meterhoch stapeln sich die Bierkästen mit leeren Bierflaschen auf dem Gelände der Brauerei Rittmayer im oberfränkischen Hallerndorf. Von den Lieferungen an Pfandflaschen kann nur ein Bruchteil verwendet werden, denn sogenannte Individualflaschen mit eigener Form oder Prägung, von denen es immer mehr auf dem Markt gibt, können nur von Abfüllern der jeweiligen Marke wiederverwendet werden. Das Mehrweg-System wird damit auf eine harte Probe gestellt: Der Sortieraufwand, der Ausschuss und auch die Transportstrecken nehmen zu und verschlechtern die Ökobilanz der sonst so umweltfreundlichen Mehrwegflasche.

Die Corona-Krise verstärkt das Problem der Brauereien noch: Die Nachfrage nach Fassbier für Gastronomie und Feste ist stark zurückgegangen, dafür ist Flaschenbier sehr gefragt. Neue Flaschen zu kaufen ist teuer und der Markt leergefegt. Gerade kleinere Brauereien trifft das hart. Nachhaltigkeit sieht anders aus, so manche Brauerei steigt aus Mangel an Alternativen sogar wieder auf die Dose um.

 

Foto: Büro Christian Zwanziger

 

Braumeister Georg Rittmayer führt Lisa Badum, MdB, meinen Fraktionskollegen Christian Zwanziger und mich durch das CO2-neutral wirtschaftende Familienunternehmen. Seine Lösung: Eine Trendumkehr weg von individuellen Flaschen hin zu normierten Standard-Bierflaschen, die von möglichst vielen Brauereien genutzt werden können. Auch mit einer Erhöhung des Pfandes auf Flaschen und Kästen könne man gegensteuern, damit die Rückführung der Mehrwegflaschen auch für den Getränkehandel attraktiver wird. Die Kundinnen und Kunden und den Bierpreis betrifft das nicht, denn das Pfand wird ja zurückgezahlt. Hierfür müssen Politik, Handel und Brauereien aber an einem Strang ziehen und die notwendigen Schritte in die Wege leiten.

Die bayerische Brautradition ist weltbekannt, in Franken findet man sogar die höchste Brauereiendichte der Welt. Von dieser Vielfalt profitieren nicht nur die Menschen vor Ort, sondern auch der Tourismus. Damit das so bleibt, müssen wir unbedingt unser Pfandsystem anpassen: Weniger Plastik und Dosen, regionale Mehrwegflaschen vor bepfandeten Einwegflaschen und eine Standardisierung der Flaschen kann helfen. Denn handwerklich gebrautes Bier aus der Region schmeckt am besten. Im Sinne der örtlichen Kultur, der regionalen Wertschöpfung und des Umweltschutzes brauchen wir ein neues Bekenntnis der Politik zu lokalen Brauerinnen und Brauern!