17. November 2022

„Yes, we care! Grün packt an in sozialen Berufen“: Ludwig Hartmann bei der Lebenshilfe Landsberg am Lech

„Zurück zu den Wurzeln“ – das galt diese Woche für den Fraktionsvorsitzenden der Grünen-Landtagsfraktion, Ludwig Hartmann. Er packte in der Lebenshilfe in Landsberg am Lech mit an. Hier hat er vor fast einem Vierteljahrhundert seinen Zivildienst geleistet. Ludwig Hartmann war im Rahmen der Tour „Yes, we care! Grün packt an in sozialen Berufen“ nach Landsberg gekommen. Vom 7. bis 18. November 2022 arbeiteten die Abgeordneten der Grünen-Landtagsfraktion in ganz Bayern in sozialen Berufen mit, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und zu erfahren, wie den sozialen Berufen nachhaltig geholfen werden kann.

 

 

„Der Dienst am Menschen ist einer der wertvollsten und sensibelsten, der in unserer Gesellschaft geleistet wird. Er ist das Rückgrat unserer Gesellschaft. Ohne Menschen in sozialen Berufen würde unser Zusammenleben schon Morgen nicht mehr funktionieren. Aber gerade während der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, wie falsch hier noch immer vieles läuft: Applaudierende Menschen auf Balkonen sind nett, aber Wertschätzung für Menschen in sozialen Berufen muss sich in besseren Arbeitsbedingungen wiederfinden!“
Ludwig Hartmann

 

Ludwig Hartmann im Gespräch mit Regina Heiß | Foto: Ursula Strobel

 

Soziale Berufe sind für das Funktionieren unsere Gesellschaft unverzichtbar. Aktuell arbeiten vor allem Frauen in sozialen Berufen (laut Dt. Frauenrat über 75 Prozent), uns das häufig bei schlechter Bezahlung und herausfordernden Arbeitsbedingungen. Die Landtags-Grünen wollen die Arbeitsbedingungen in sozialen Berufen verbessern und Care-Arbeit solidarischer und zukunftsfähig organisieren und finanzieren.

 

„Vor fast 25 Jahren habe ich bei der Lebenshilfe in Landsberg meinen Zivildienst geleistet. Jetzt arbeite ich im selben Haus wie damals mit und bin gespannt, was sich verändert hat“
– Ludwig Hartmann im Vorfeld seines Praxis-Tages

 

Ludwig Hartmann arbeitete in der Lebenshilfe in Landsberg im Wohnheim 1 mit, das seit 1976 besteht. Er begleitete die Betreuer*innen von 16 bis 21 Uhr bei ihrer Arbeit. Sein Fazit:

 

„Die Betreuer*innen in der Lebenshilfe sind viel mehr zu Begleiter*innen geworden. Hier habe ich einen großen Unterschied zu meiner Zivildienst-Zeit im Jahr 1998 festgestellt. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Lebenshilfe bestreiten ihr Leben sehr eigenständig und werden, wo eben notwendig, von den Betreuer*innen unterstützt. Ob das beim Einkaufen ist oder bei anderen Alltagstätigkeiten. Dem Anspruch, den Bewohner*innen möglichst viel Selbstbestimmung zu ermöglichen, wird man hier auf jeden Fall gerecht.“
– Ludwig Hartmann

 

Ludwig Hartmann bei der Lebenshilfe Landsberg | Foto: Ursula Strobel

 

Neben den Eindrücken aus der Praxis nimmt Ludwig Hartmann verschiedene Anliegen aus dem Haus mit in den Landtag, denn die Anforderungen wachsen stetig und die Arbeitsbelastung in sozialen Berufsfeldern steigt nicht zuletzt aufgrund des schon heute spürbaren Fachkräftemangels. Dieser spielt auch bei der Lebenshilfe in Landsberg eine Rolle.

 

„Bayern muss hier besser werden. Wir brauchen attraktivere Rahmenbedingungen. Wir Grüne haben viele Ansätze erarbeitet, wie wir die sozialen Berufe stärken können. Denn wir alle sind früher oder später selbst oder indirekt auf Fürsorge, Pflege, Erziehung, Begleitung,
also klassische Care-Arbeit, angewiesen.“


– Ludwig Hartmann

 

Ein weiteres Anliegen, das an Ludwig Hartmann herangetragen wurde: Die Erschwernis der täglichen Arbeit durch die Maskenpflicht. „Der Schutz vulnerabler Gruppen ist prioritär. Aber die Maskenpflicht sollte nicht pauschal verhängt werden. Sie muss abhängen davon, ob in einem Gebäude tatsächlich vulnerable Gruppen untergebracht sind oder der wie im Haus 1 der Lebenshilfe nur Menschen mit geistiger Beeinträchtigung zusammenleben. In solchen Fällen muss die Maskenpflicht für Betreuer*innen neu bewertet werden.“ Zudem spricht sich Ludwig Hartmann dafür aus, den Bundesfreiwilligendienst für die Träger und die Freiwilligen attraktiver zu machen. „Ein*e Bundesfreiwillige*r muss on top auf den Stellenplan gerechnet werden und diesen nicht um ein Drittel einer Vollzeit- Stelle kürzen. Dann sind Freiwillige ein echter Mehrwert für Bewohner*innen und Einrichtung.

 

Ludwig Hartmann im Gespräch mit Barbara Gerner | Foto: Ursula Strobel

 

Die Grünen im Landtag möchten die Länderkompetenz für die Gesundheits- und Erziehungsberufe nutzen und konkret in den Arbeitsfeldern der Pflege, frühkindlichen Bildung sowie der Kinder- und Jugendhilfe ansetzen. Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen müssten im Freistaat verbessert und die Attraktivität der Care-Berufe gesteigert werden. Außerdem gelte es, den Rahmen richtig zu setzen. „Geschlechtergerechtigkeit gehört zur DNA unserer grünen Politik und diese denken wir gerade bei sozialen Berufen, die in großer Mehrheit von Frauen ausgeübt werden, immer mit“, so Ludwig Hartmann. Zudem müssen Weiterbildungs- und Einstiegsangebote ausgebaut werden, um hohe Qualität auch im Jobverlauf zu sichern und z.B. Migrant*innen den Weg in Care-Berufe zu eröffnen. „Vielfalt in sozialen Berufen ist ein wesentliches Merkmal der Adressatengruppen. Wir möchten diese auch auf Seiten der Menschen, die in sozialen Berufen arbeiten, fördern.“

Auf ihrer Herbstklausur in Weiden hat die Landtagsfraktion vor wenigen Wochen ihr Konzeptpapier „Yes we care: Soziale Berufe stärken“ beschlossen. Hier der Link zum Papier.