NOlympia: Glückwunsch an die Schweiz!
Am gestrigen Sonntag haben die Bürger*innen des Kantons Graubünden in der Schweiz entschieden: Olympische Spiele 2022 nicht mit uns! Wir können ihnen zu dieser Entscheidung nur von ganzem Herzen gratulieren. Denn erneut wurde mit dieser Entscheidung vorgeführt, was inzwischen schon keinen mehr überrascht: Die zwangsbeglückten Einwohner*innen der auserkorenen Olympiastätten denken sowohl ökologisch als auch finanziell nachhaltiger als die meisten ihrer politischen Vertreter*innen. Nach dem NEIN in der Schweiz wird klar: Mit den geltenden Reglements und Vertragsbedingungen des IOC (International Olympic Committee) ist es nicht mehr zu verantworten, Olympische Winterspiele in den Alpen durchzuführen.
Ludwig Hartmann, Grüner Landtagsabgeordneter aus Bayern und einer der Sprecher des Bündnisses „NOlympia“, zeigt sich angesichts des Abstimmungsergebnisses erfreut: „Ich beglückwünsche die Graubündner*innen zu ihrer weitsichtigen Entscheidung. Eine gut zweiwöchige Party für Sportfunktionär*innen und Spitzensportler*innen rechtfertigt weder die vom IOC aufgezwungenen finanziellen Lasten, noch die massiven Eingriffe in die sensible Alpenlandschaft. Gestern wurde diesem Umweltvandalismus in den Schweizer Alpen eine klare Absage erteilt. Die Bürgerinnen und Bürger haben durchschaut, welche Lasten Olympische Winterspiele bringen. Bleibt zu hoffen, dass München nach dem Ausscheiden der Schweiz als möglichem Austragungsort jetzt nicht in einen neuen Bewerbungswahn für die Winterspiele 2022 verfällt.
Insbesondere in Zeiten des Klimawandels sind Olympische Winterspiele in ihrer heutigen Dimension, die alle vier Jahre in einem neuen Gebirgsort riesige Eingriffe erfordert, ein Anachronismus. Bevor das IOC nicht grundlegende Reformen seiner Vertragsgestaltung und Ausrichtungsmodalitäten vornimmt, sollte jedes Land eine Bewerbung nicht nur genauestens überdenken – sondern gleich bleiben lassen.“
Die Frage nach „kleinen Spielen“ mit möglichst geringen finanziellen und ökologischen Folgen für die Region interessiert das IOC überhaupt nicht. Der Aspekt der Nachhaltigkeit einer Bewerbung hatte noch nie einen positiven Einfluss auf die Entscheidung des IOC gehabt. Nicht ein einziges Mal konnte eine Bewerbung damit punkten, dass sie Kosten- und Umweltrisiken gering hält. Im Gegenteil: Der Gigantismus kennt keine Grenzen, die Kosten steigen, die Ausbauten geraten ins Uferlose. Das zeigt sich aktuell an den Austragungsorten in Sotschi 2014 und Pyoengchang 2018. Ein weiterer Grund, vor einer erneuten Bewerbung Münchens zu warnen.
Axel Doering, 2011 Initiator des Bürgerbegehrens gegen eine Olympia-Bewerbung in Garmisch, findet eindringliche Worte: „Langsam sollte auch das IOC begreifen, dass eine Beibehaltung seiner bisherigen, intransparenten Strukturen nicht mehr mit dem Willen der Bevölkerung vereinbar ist. Wenn sogar eine Bewerbung in der Schweiz – dem Land, in dem das IOC seinen Sitz hat – daran scheitert, dass die betroffene Bevölkerung vor Ort sich nicht auf die Knebelverträge mit dem IOC einlassen will, sollte auch diese Organisation ins Grübeln kommen.“
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