4. Februar 2016

Entwicklung und Finanzierung von Schneekanonen und Skiliften in den letzten Jahren

Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Ludwig Hartmann, Bündnis 90/Die GRÜNEN, vom 08.12.2015 mit den Antworten der Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz, Ulrike Scharf, vom 04.02.2016 (kursiv gestellt)

Hiermit frage ich die Staatsregierung:

Sehr geehrte Frau Präsidentin,

die Schriftliche Anfrage beantworte ich im Einvernehmen mit dem Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr sowie mit dem Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie für wie folgt:
1. a) Wie viele Förderanträge im Rahmen des Seilbahnprogramms, des Förderprogramms für die gewerbliche Wirtschaft (BRF) und der Gemeinschaftsaufgabe (GRW) wurden seit 2009 bis heute gestellt (aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirken; bitte konkrete Gebiete benennen)?
b) Wie hoch waren jeweils die Investitionssummen (aufgeschlüsselt nach Seilbahn/Liftanlagen, Beschneiungsanlagen und sonstige Investitionen, nach Fördersatz und Fördersumme)?
c) Wie viele dieser unter a) angeführten Förderanträge wurden in welcher Höhe genehmigt?
2. Wie viele der unter 1. a) genannten Anträge befinden sich noch in der Genehmigungsphase?

Die Beantwortung der Fragen 1 und 2 ergibt sich aus der beigefügten Übersicht (Anlage 1).

3. a) Wie hat sich die Anzahl der Beschneiungsanlagen seit 2009 bis heute entwickelt?

Anzahl der Beschneiungsanlagen:

2009: 124

2010: 134

2011: 138

2012: 142

2013: 144

2014: 152

2015: 156

b) Wie verteilen sich die Anlagen auf die Landkreise und Regierungsbezirke in Bayern?
c) Von wem werden die neuen Anlagen betrieben (bitte einzeln auflisten)?

Zu 3.b) und c): Vgl. beigefügte Statistik zur Aufteilung der genehmigten Beschneiungsanlagen auf die bayerischen Regierungsbezirke und Landkreise (Anlage 2).

4. a) Wie hoch waren jeweils die Errichtungskosten für die seit 2009 bis heute geschaffenen Anlagen, die im Rahmen der Förderung des Hochleistungssports erfolgten?Im Rahmen des Ausbaus der Trainingsstützpunkte in Bayern werden auch Errichtungskosten für Beschneiungsanlagen (einschließlich der Teilmaßnahmen wie Schneileitungsgraben, Schneileitung, Schneiturm, Speicherteich, Pumpstation) im Rahmen der Investitionsmaßnahmen des Spitzensports gefördert. Eine isolierte Förderung dieser Anlagen wurde bisher nicht vorgenommen und ist auch nicht vorgesehen. Für Beschneiungsanlagen sind im Haushaltsplan deshalb auch gesondert keine Haushaltsmittel ausgewiesen. Aufgrund der nicht exakt trennscharfen Zuordnung von Einzelmaßnahmen innerhalb der Gesamtkosten von Baumaßnahmen im Hochleistungssport können die Angaben zu den Kosten für die Beschneiungsanlagen lediglich mit Näherungswerten ermittelt werden. Seit dem Jahr 2009 wurden im Zusammenhang mit Baumaßnahmen des Hochleistungssports an folgenden Standorten Maßnahmen für Beschneiungsanlagen sowie für Aufstiegshilfen durchgeführt:

  • Im Zusammenhang mit den Bauprojekten für die Alpine Ski-Weltmeisterschaft 2011 in Garmisch-Partenkirchen an der Dreh- und Hornabfahrt, an der Kandahar-Abfahrt sowie am Slalomhang Gudiberg sind am Bundesstützpunkt Ski alpin bei Gesamtkosten von insgesamt rd. 32,5 Mio. € Ausgaben in Höhe von ungefähr 14,0 Mio. € für die Beschneiung der Pisten sowie Ausgaben in Höhe von fast 8,2 Mio. € für den Kreuzecklift an der Kandahar-Abfahrt veranschlagt. Hinzu kommen noch Kosten in Höhe von etwas über 400.000 € für die Errichtung einer Kühlanlage am Speicherteich Bödele an der Kandahar- Abfahrt sowie 1,9 Mio. € für die Aufstiegshilfe am Slalomhang Gudiberg. 

  • Für die Baumaßnahmen am Bundesstützpunkt Biathlon und Ski nordisch in Ruhpolding mit Gesamtkosten in Höhe von ca. 17,0 Mio. € sind im Rahmen des Konjunkturpakets II nach dem Zukunftsinvestitionsgesetz für die Biathlon-Weltmeisterschaft 2012 Kosten in Höhe von 1,8 Mio. € für die Beschneiungsanlagen vorgesehen. 

  • Für die Errichtung eines multifunktionalen Trainingszentrums am Jenner mit Gesamtkosten in Höhe von rd. 6,5 Mio. € sind für die Beschneiungsanlagen fast 1,4 Mio. € vorgesehen. 

  • Ferner betragen für den Ausbau des Landesleistungszentrums Hohenzollern Skistadion am Arbersee die Kosten für Beschneiungsanlagen bei Gesamtkosten in Höhe von rd. 2,3 Mio. € ungefähr 23.000 €. 


b) Wie verteilen sich die Kosten jeweils auf private Investoren, Kommunen, Freistaat Bayern, Bund und EU?

Eine alleinige Förderung dieser Anlagen wurde bisher nicht vorgenommen. Insgesamt wurden seit dem 01.01.2009 für Beschneiungs- und Liftanlagen im Rahmen des Spitzensports Mittel in Höhe von insgesamt rd. 6,8 Mio. € bewilligt. Diese setzen sich wie folgt zusammen: 
4b 1 Schneekanonen

4b 2 SchneekanonenDie verbleibenden anteiligen Kosten für die Beschneiungs- und Liftanlagen sind aus Eigenmitteln des jeweiligen Trägers zu bestreiten. Ob eine Unterstützung der Kommune durch einen privaten Investor erfolgt ist, ist dem Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr nicht bekannt.

5. a) Wie hat sich die beschneite Fläche in Bayern seit 2009 bis heute insgesamt und pro Regierungsbezirk entwickelt (bitte Angabe in ha)?

5a Schneekanonenb) Wo und wann (bitte konkret datieren) wurden seit 2007 Schneiteiche mit jeweils welchem Volumen eingerichtet?

Siehe Tabelle unter 5.c)

c) Wurden bei der Genehmigung der Schneiteiche Auflagen bezüglich eines Rückbaus gestellt, wenn ja, wo und welche?5c 1 Schneekanonen

5c 2 Schneekanonen

5c 3 Schneekanonen

5c 4 Schneekanonen

6. a) Ist geplant, das Förderprogramm für kleine Skigebiete über das Jahre 2016 hinaus zu verlängern?

Es ist vorgesehen, die „Richtlinie zur Förderung von Seilbahnen und Nebenanlagen in kleinen Skigebieten“ über das Jahr 2016 hinaus um weitere drei Jahre zu verlängern.

b) Was ist unter den im „Klimareport Bayern“ auf Seite 134 genannten „ausreichend hoch gelegenen Skigebieten“, in denen eine weitere künstliche Beschneiung erfolgen könne, zu verstehen (bitte konkrete Höhenlage angeben und/oder die betreffenden bayerischen Skigebiete benennen)?Eine pauschale Angabe von konkreten Höhenlagen und/oder betroffenen bayerischen Skigebieten, in denen eine weitere künstliche Beschneiung erfolgen kann, ist wegen der Abhängigkeit der Schneeverhältnisse von mehreren Faktoren wie z. B. der Exposition (Luv- Lee-Effekt, Nord-/Südhang) des Skigebiets, dem vorherrschenden Mikroklima, der zukünftigen klimatischen Entwicklung, der Entwicklung der Beschneiungstechnologie sowie dem Wasserdargebot nicht möglich. In einer Reihe von Studien wird eine Bewertung der Entwicklung der (zukünftigen) Schneesicherheit und des Beschneiungsbedarfs bayerischer Skigebiete vorgenommen.

Eine Studie des Instituts für Interdisziplinäre Gebirgsforschung (IGF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Auftrag des Verbands deutscher Seilbahnen kommt zu dem Ergebnis, dass die „Schneitage“ in Bayern rückläufig sind und unter Berücksichtigung einer zukünftig fortschreitenden Erwärmung ein weiter abnehmendes Beschneiungspotential bayerischer Skigebiete zu erwarten ist.

In einer von Robert Steiger im Auftrag des Deutschen Alpenvereins (DAV) verfassten Studie wurde die Entwicklung der Schneesicherheit in 100 Höhenmeterschritten unter bestimmten Erwärmungsszenarien mit und ohne Beschneiung im bayerischen Alpenraum analysiert. Unterstützt durch die künstliche Beschneiung wird mit 90 % die überwiegende Mehrheit der bayerischen Skigebiete gegenwärtig als schneesicher eingestuft. Ab einer Erwärmung von +2 °C, wie sie von einer Vielzahl an Klimamodellen ab Mitte des 21. Jahrhunderts projiziert wird, werden nur noch die Skigebiete in der näheren Umgebung von Oberstdorf, Bayrischzell sowie wenige Skigebiete bei Garmisch-Partenkirchen schneesicher sein – trotz eingesetzter Beschneiung (DAV 2013).

7. a) Inwiefern wirkt sich der Wassermangel in einigen Skigebieten des Bayerischen Waldes wie z. B. in Mitterfirmiansreut und Drachselsried auf potentielle Beschneiungspläne in diesem Winter aus?

Der teilweise in Skigebieten des Bayerischen Waldes vorhandene Wassermangel wirkt sich nicht auf die potentiellen Beschneiungspläne in diesem Winter aus. Insbesondere wurde von der betroffenen Gemeinde Philippsreut (Landkreis Freyung-Grafenau) betont, dass zwischen der Beschneiung und dem Trinkwassermangel in der Ortschaft Mitterfirmiansreut kein Zusammenhang besteht, denn der Speicherteich wird ausschließlich mit Wasser aus Oberflächengewässern gespeist. Weiterhin bezieht sich der Wassermangel in Drachselsried (Landkreis Regen) ausschließlich auf private Quellen.

b) Gibt es in diesem Zusammenhang Überlegungen, die Beschneiung in den vom Wassermangel betroffenen Gebieten im Winter 2015/2016 auszusetzen?

Es sind derzeit keine Pläne bekannt, die Beschneiung in den vom Wassermangel betroffenen Gebieten im Winter 2015/2016 auszusetzen.

c) Wie viele Gemeinden in Bayern haben angesichts des trockenen Sommers, ausbleibenden Regens bzw. aus anderen Gründen derzeit Probleme bei der Trinkwasserversorgung?

Derzeit hat keine Gemeinde in Bayern Probleme bei der Trinkwasserversorgung. Zwischenzeitlich kam es in Folge des trockenen Sommers zu niedrigen Grundwasserständen und vereinzelt zu Problemen bei der Trinkwasserversorgung:

  • Oberbayern: Herrsching
  • Niederbayern: Sonnen (Landkreis Passau), Mitterfirmiansreut/ Philippsreut, Saldenburg und Neuschönau (Landkreis Freyung-Grafenau), je eine Gemeinde in den Landkreisen Straubing-Bogen und Regen
  • Schwaben: Engpässe bei der Donauwasserentnahme bei Leipheim
  • Oberpfalz: 6 Gemeinden (1 Gemeinde im Landkreis Neustadt a.d. Waldnaab und 5 Gemeinden im Landkreis Cham)
  • Unterfranken: keine
  • Mittelfranken: keine
  • Oberfranken: Engpässe im Bereich zweier Quellen und Probleme bei einzelnen Privatbrunnen in Stadtsteinach (Landkreis Kulmbach), im Landkreis Hof niedrige Ruhe- und Betriebswasserspiegel von Brunnen der öffentlichen Wasserversorgung Quellversorgungen bzw. Quellschüttungen an der Leistungsgrenze

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Hier habe ich Ihnen meine Schriftliche Anfrage und die Antworten der Staatsregierung auch als pdf-Datei im Drucksachenlayout des Bayerischen Landtags hinterlegt.