Dreistes Politiker-Placement im Bayerischen Rundfunk
Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann kritisiert „Dahoam-is-Dahoam“-Folge mit Markus Söder
„Da bleibt einem die Luft weg!“ Ludwig Hartmann, Fraktionschef der Landtags-Grünen, hat keinerlei Verständnis für die Art und Weise, wie Finanzminister Markus Söder am Dienstagabend in die jüngste Folge der BR-Serie „Dahoam is Dahoam“ eingebunden wurde. Eine Landmetzgerin („Vroni“) agiert dort wiederholt als Stichwortgeberin für den Minister, der breit für die Programme der CSU-Staatsregierung werben darf („…wir machen da ganz viel, mehr als jedes andere Bundesland. Bayern ist … Vorbild in ganz Deutschland.“).
Ludwig Hartmann: „Das ist dreistestes Politiker-Placement! Die Aufzählung der vermeintlichen Glanzleistungen der CSU-Staatsregierung hat in dieser Serie nichts verloren – und steht auch in keinerlei Zusammenhang mit Inhalt und Handlung. Ich kann nicht verstehen, wie sich der Bayerische Rundfunk hierzu herablassen konnte!“ Die Landtags-Grünen werden die Angelegenheit über ihr Rundfunkratsmitglied Verena Osgyan in diesem Gremium zur Sprache bringen und verlangen zudem eine Stellungnahme des Intendanten. „Diese billige Werbung für die Seehofer-Administration kann nicht folgenlos bleiben“, unterstreicht Ludwig Hartmann, „der BR ist kein Regierungs-Funk – das muss allen Beteiligten klar sein“, so das ehemalige Rundfunkrats-Mitglied.
(Der Dialog beginnt ab einer Abspieldauer von 18:23 Minuten und geht nach einer Unterbrechung bei 21:10 Minuten weiter)
Transskript:
Vroni: Dass ihr Politiker immer so geschwollen daherreden müsst. Schafft doch lieber mal Fakten! (…)
Was machen Sie jetzt zum Beispiel gegen die Abwanderung vom Land? Die jungen Leute wollen doch alle in die Stadt.
Söder: Stimmt, da machen wir ne ganze Menge, mehr als jedes andere Bundesland. Bayern ist in der Beziehung Vorbild in ganz Deutschland.
(…)
Vroni: Werden Sie doch mal konkret. Wie genau schaffen wir das, dass unsere Dörfer nicht aussterben?
Söder: Erstens bin ich immer konkret. Und zweitens machen wir beispielsweise ein Programm, damit die Leute da bleiben können, indem wir schnelles Internet schaffen.
Vroni: Das ist ja schön. Aber was hilft das, wenn man eine Arbeit hat, aber nicht weiß, wie man seine Kinder unterbringen soll.
Söder: Sie haben recht, aber da muss man was tun.
Vroni: Habt ihr schon eine Lösung dafür?
Söder: Naja klar. Es gibt einmal ein Programm für mehr Kinderbetreuung. Zweitens gibt’s eines, das sehr wichtig ist, für den Erhalt der kleinen Mittelschulen, auch bei weniger Schülerzahlen, dass die Klassen erhalten bleiben. Und, für die älteren Leute sehr wichtig: Wir machen auch die medizinische Versorgung, mit vielen Ärzten.
Vroni: Das Förderprogramm zur Niederlassung von Hausärzten im ländlichen Raum.
Söder: Wow, Sie kennen sich aus.
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Kritik des BR-Intendanten Wilhelm am Söder-Auftritt in einem SZ-Bericht vom 25.01.2015
Satirische Betrachtung des Hamburger Abendblatts
Sehr gelungene Aufarbeitung des Vorfalls im BR-Magazin „Quer“: 1. Beitrag / 2. Beitrag
Augsburger Allgemeine vom 23.01.2015
Bericht im Onlineangebot von n-tv vom 22.01.2015
Frankfurter Rundschau vom 22.01.2015
Bericht auf heimatzeitung.de vom 22.01.2015
Nürnberger Zeitung vom 22.01.2015