Der Wolf in Bayern: Koexistenz von Wolf und Mensch ermöglichen
Es leben wieder Wölfe in Bayern. Eine repräsentative Umfrage des Meinungsinstituts Forsa im Auftrag des Nabu und des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) zeigt: rund 75 Prozent der Menschen in Bayern begrüßen das (Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 28. April 2021). Denn der Wolf ist weder eine blutrünstige Bestie, noch ein besonderer Freund des Menschen. Er ist ein hoch anpassungsfähiges Wildtier und ein Beutegreifer, der seinen angestammten Lebensraum wiederbesiedelt. Wenn wir die richtigen Präventionsmaßnahmen ergreifen, können wir lernen, mit ihm zu leben.
Denn klar ist: Der Wolf muss natürlichen Abstand zum Menschen halten und er muss das Weidevieh in Ruhe lassen. Die Anwesenheit der Wölfe stellt insbesondere die Weideviehhalter*innen vor zusätzliche Belastungen und vor logistische, finanzielle und emotionale Herausforderungen – denn für Wölfe sind ungesicherte Schaf- oder Wildherden eine leichte Beute. Für ein Nebeneinander von Weidetierhaltung und Wolf muss das Weidevieh so geschützt werden, dass es für den Wolf zu mühsam wird, Weidevieh zu reissen.
Schutz für Weidetiere
Als effektiv haben sich wolfssichere Zäune und Herdenschutzhunde für größere Herden erwiesen. Doch Prävention kostet Geld und die Weidetierhalter*innen dürfen nicht auf den Kosten der Präventionsmaßnahmen sitzen bleiben.
Die Landtags-Grünen fordern deshalb die komplette Übernahme der Kosten für Anschaffung und Betreuung von Herdenschutzhunden und eine hundertprozentige Bezuschussung der Kosten für die Errichtung und Erhaltung wolfssicherer Zäune einschließlich Arbeitskosten, eine gute betriebsbezogene Schulung und Beratung durch die Landwirtschaftsverwaltung. Außerdem fordern wir den Aufbau einer gelenkten und beaufsichtigten Behirtung, v.a. im bayerischen Alpenraum und minimalen bürokratischen Aufwand der Weideviehhalter*innen für Präventions- und Ausgleichszahlungen. Wenn wir die landwirtschaftliche Weidehaltung wollen, muss das auch komplett bezahlt werden. Genauso muss aber klar sein: Der Wolf ist nunmal da. Genauso wie die Hühnerhalter*innen ihre Tiere vor dem Fuchs schützen müssen, müssen es auch die Weidetierhalter*innen. Prävention muss ernst genommen und den Tierhalter*innen geholfen werden, BEVOR ein Tier gerissen wird.
Der Wolf und der Mensch
Es gibt Sorgen, dass von den Wölfen auch eine Gefahr für den Menschen ausgeht. Menschen, auch Kinder, gehören jedoch nicht ins Beutespektrum der Wölfe. Es bleibt ein statistisch verschwindend geringes Restrisiko einer Wolfsbegegnung, die mit einer Verletzung oder gar tödlich ausgeht – ähnlich wie bei Begegnungen mit Wildschweinen. In Wolfsgebieten muss man deshalb entsprechend umsichtig sein, insbesondere wenn man mit einem Hund unterwegs ist: Respektvoll Abstand halten, Hunde anleinen, Blickkontakt halten und natürlich nicht füttern. In Bayern ist die Population bisher so gering, dass kaum mit einer Wolfsbegegnung gerechnet werden muss.
Koexistenz ermöglichen
Ziel muss sein, eine Koexistenz von Wolf und Mensch in der Kulturlandschaft zu ermöglichen. Dazu gehört jedoch auch, dass lenkend eingegriffen werden muss, wenn sich Wölfe auf Weidetiere spezialisiert haben oder aggressiv auf Menschen reagieren. Forderungen von Teilen der Union nach einer Aufnahme des Wolfs in das Landesjagdrecht lehnen wir ab, da dies eine rein symbolische Maßnahme wäre, die den Halter*innen nicht hilft. Denn die EU-Richtlinie zum Schutz der Wölfe wird dadurch nicht ausgehebelt.
Viele hilfreiche Informationen zu diesem Thema gibt es in der Broschüre des BUND Naturschutz in Bayern e.V. „Der Wolf in Bayern“
Hier geht es zum Grünen Antrag „Weidehaltung und die Rückkehr der Wölfe – wie können Herdenschutz und Artenschutz optimal gelingen?“
Hier geht es zur Schriftlichen Anfrage von Christian Hierneis und Patrick Friedl: „Umsetzung des Aktionsplans Wolf“