1. Juli 2022

Anpacken für den grünen Aufbruch – Offensive für Bayerns Handwerk starten

 

Bayerns Handwerksbetriebe bieten Arbeitsplätze für fast eine Million Menschen, schaffen vielseitige Ausbildungsberufe, leisten einen wichtigen Beitrag zur ökologischen Modernisierung unseres Landes und stärken regionale Wertschöpfungsketten. Das Handwerk sieht sich aber auch enormen Herausforderungen gegenüber: Fachkräftemangel, Lieferketten, sichere Energieversorgung, Digitalisierung, Stadt-Land-Flucht. Passgenaue Unterstützung aus der Politik ist gefordert.

Für uns Grüne ist klar: Der Akkuschrauber oder die Teigrolle in der Hand ist für die Gesellschaft genauso wichtig wie Laptop und Lehrbuch unter dem Arm. Ob am Schluss Gesellenbrief oder Masterurkunde steht, ist nicht die entscheidende Frage. Deshalb müssen wir die Rahmenbedingungen für Ausbildungen im Handwerk politisch attraktiver machen.

Das Handwerk ein wichtiger Partner, um eine der großen Herausforderungen unserer Zeit zu meistern. Mit politischen Ideen allein werden wir die Klimakrise nicht in den Griff bekommen. Für echten Klimaschutz brauchen wir eine bessere Politik, aber noch viel mehr die buchstäblichen Anpacker*innen – die Fachkräfte aus dem Handwerk: Häuser dämmen, Solarpanele auf Dächer schrauben, Heizungen austauschen – all das machen Menschen, die wir heute dringender denn je benötigen!

 

Redebeitrag im Bayerischen Landtag am Donnerstag, 30. Juni, zur Aktuellen Stunde „Ran an Bohrmaschine, Bäckerschürze und Bürste: Anpacker*innen für den grünen Aufbruch braucht das Land!“:

Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrtes Präsidium! Ich weiß nicht, ob Martin Mittag bei der Debatte noch da ist. Ich muss sagen, ich hatte bei Ihrer Rede echt das
Gefühl, das war doch eher eine Rede für die Mittagspause und keine Rede, um für die Herausforderungen, vor denen wir in diesem Land stehen, wirklich Lösungen anzubieten.

Sie haben keine Lösungen angeboten. Hören Sie bitte mal ganz kurz zu. Sie können sich nachher gerne auch noch mal zu Wort melden. Sie haben eine Rede gehalten, kritisiert, dass sich eine Partei eines Themas annimmt, das uns im Land gerade alle bewegt. Statt das Gemeinsame zu suchen, suchen Sie das Spaltende. So lösen wir keine Herausforderungen.

Sie haben ein Thema angesprochen, bei dem Sie recht haben. Unsere Handwerksbetreibe leiden auch unter den hohen Energiekosten. Absolut unstrittig! Die leiden unter hohen fossilen Energiekosten. Da wollen wir ja raus!

Da wollen wir raus! Wir haben deshalb bereits vor über zwanzig Jahren mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz einen Rahmen und politische Verlässlichkeit geschaffen. Menschen konnten investieren. Handwerker konnten verlässlich umsetzen. Das EEG hat der Energiewende geholfen, Versorgungssicherheit geschaffen und den Handwerkern auch verlässlich planbare Einnahmen erschlossen. Viele sind eingestiegen. Sie wissen das aus Ihren Stimmkreisen ganz gut. Die haben
das dann als gutes Geschäftsmodell betrieben.

 

„Für uns ist klar: Der Akkuschrauber oder die Teigrolle in der Hand ist für die Gesellschaft genauso wichtig wie Laptop und Lehrbuch unter dem Arm.“
– Ludwig Hartmann

 

Wer hat es zehn Jahre später kaputt gemacht? – Die CSU in der Bundesregierung, indem man das EEG kaputt gemacht hat. Das war Ihr Verdienst. Das gehört auch zur Wahrheit der Debatte. Damals hätte ich mir eine Handwerkfreundlichkeit gewünscht, sodass sich das Handwerk auf die Verlässlichkeit verlassen kann. Das war nicht gegeben.

Die FREIEN WÄHLER, liebe Gabi Schmidt, ich muss ganz ehrlich sagen, machen es auch nicht besser. Ihr Beispiel mit den Lehrlingen: Ich sehe das Problem. Wie kommen Lehrlinge zum Ausbildungsbetrieb? – Da bin ich vollkommen bei dir. Dazu haben wir immer gesagt: Endlich das Anbindegebot wieder einsetzen, damit die Handwerksbetriebe nicht an der Autobahnabfahrt entstehen, sondern am Ort sind, wo man hinkommen kann.

Was haben Sie in der Regierung gemacht? – Sie haben 2018 angekündigt, dass das zurückgenommen wird. Jetzt regieren Sie vier Jahre mit und haben das bis heute nicht korrigiert. Ein Jahr haben Sie noch Zeit, diesen Fehler endlich abzuschalten.

Liebe FDP, ich muss sagen, in der Politik geht es doch nicht darum – – Lieber Albert Duin, es wäre nett, wenn du mir auch zuhörst; ich habe dir auch zugehört – interessant ist doch, dass wir uns bei der Herausforderung alle einig sind, aber auch du hast wieder gespalten und nicht für eine Gleichwertigkeit der verschiedenen Berufe gesorgt. Darum geht es uns doch. Wir wollen das Handwerk gleichwertig mit anderen Berufen haben, weil wir die Handwerker brauchen. Deswegen wollen wir die Meisterausbildung ja auch kostenfrei stellen. Da sind wir in Berlin doch gerade dran, das gemeinsam zu machen. Mir geht es darum, das Gemeinsame zu suchen, wenn wir die gemeinsame Herausforderung sehen.

 

„Wir wollen das Handwerk gleichwertig mit anderen Berufen haben, weil wir die Handwerkerinnen und Handwerker brauchen. Deswegen wollen wir die Meisterausbildung ja auch kostenfrei stellen.“
Ludwig Hartmann

 

Stattdessen wird hier immer wieder gespalten, und wir kommen so nicht weiter. Wir wissen doch alle: Jede Herausforderung – Gebäude dämmen, Wärmewende, Energiewende – wird ohne Handwerk nicht funktionieren.

Wir werden keine sechs Millionen Wärmepumpen einbauen können, wenn wir diesen Bereich nicht stärken.

Jetzt kann man sich hinstellen und sagen: Wir haben eh schon zu wenig. Man kann aber auch sagen: Wir gehen daran heran, das Problem zu lösen, indem wir die verpflichtenden Praktika einführen, Praktika für alle Schulformen, um die Berufe kennenzulernen. Da kann man uns doch unterstützen und muss das doch nicht schlechtreden. Da können wir doch an
einem Strang ziehen.

Es geht doch darum, für die Berufe, die täglich dafür sorgen, dass große Herausforderungen gemeistert werden können, die Rahmenbedingungen besser zu machen. Dazu gehört auch, in Kommunen Gewerbehöfe einzurichten, damit die Unternehmensgründung einfacher wird. Da gibt es doch viele Bereiche.

Ich habe keinen einzigen Vorschlag von Ihnen gehört! Ein reines Geschimpfe! Sie haben gesagt, was Sie immer besser machen wollten! – So wird es nicht besser. Ich wünsche mir mehr Debatten mit dem Blick nach vorne. Wir haben da heute Angebote gemacht, um unsere Handwerkerinnen und Handwerker zu stärken.

 

„Für echten Klimaschutz brauchen wir eine bessere Politik, aber noch viel mehr die buchstäblichen Anpackerinnen und Anpacker – die Fachkräfte aus dem Handwerk: Häuser dämmen, Solarpanele auf Dächer schrauben,
Heizungen austauschen – all das machen Menschen,
die wir heute dringender denn je benötigen!“

– Ludwig Hartmann

 

Für mich sind die Handwerker die Anpackerelite in unserem Land. Sie verdienen mehr Anerkennung. Sie verdienen vor allem auch einen politischen Rahmen. Sie verdienen, dass die Maßnahmen, die wir uns jetzt vornehmen, verlässlich umgesetzt werden können. Dazu habe ich von Ihnen keinen Beitrag gehört. Das fand ich echt schade.