31. Juli 2018

Wir brauchen den Masterplan

Das Wort Klimawandel klingt viel harmloser als die Konsequenzen, die sich dahinter verbergen. Es wird nicht nur etwas wärmer. Ganze Ökosysteme drohen zu kippen, mit fatalen Folgen für uns Menschen, die wir darin leben. Der heiße Sommer in diesem Jahr kann ein meteorologischer Zufall sein. Dass wir fast jedes Jahr in Folge einen neuen Temperaturrekord erleben, nicht. Die Überhitzung des Erdklimas ist in vollem Gange. Und die Folgen reichen viel weiter als die überhitzten Büros, in denen wir gerade am Tag schwitzen oder die tropischen Nächte, die uns nachts nicht schlafen lassen. Man kann sie auf den Feldern, Äckern oder bei manchen Obstbauen sehen. Der Mais und das Getreide verdorren auf den Feldern, Kirschen und Zwetschgen verbrennen an den Bäumen.

Andere Regionen in der Welt leiden noch viel mehr, dort fallen wichtige Anbauflächen dem steigenden Meeresspiegel zum Opfer. Die Weltbevölkerung wächst und in der Landwirtschaft sinken die Erträge. Beides zusammen führt zu Hungersnöten und dazu, dass Menschen ihre Heimat verlassen müssen, wollen sie dort nicht verhungern. Ihr Blick wird sich in Richtung der wohlhabenden Industrieländer wenden – zurecht, denn wir sind mit unserer Art zu leben und zu wirtschaften für die Klimaüberhitzung verantwortlich.

Wir, die Europäer und die Nordamerikaner, pusten seit 200 Jahren das meiste Kohlendioxid in die Luft, Länder wie Japan, China oder die ölreichen Staaten des Nahen und Mittleren Ostens reihen sich in diese Phalanx ein. Wir haben deshalb eine besondere Verantwortung für den Klimaschutz und zwar gleich in zweifacher Hinsicht: Erstens müssen vor allem die das Klima schützen, die derzeit am meisten Klimagase produzieren. Und zweitens wollen ärmere Länder den selben Wohlstand, wie wir ihn haben. Wir müssen ihnen vorleben, wie man wirtschaftlichen Erfolg, Klimaschutz und sparsamen Einsatz von Ressourcen zusammenbringt. Denn wenn diese Länder ebenso wirtschaften, wie wir das in den letzten Jahrzehnten getan haben, dann kommt nach uns nur noch die Apokalypse.

Noch haben wir Zeit, um das verhindern. Und so sehr es auch hilft, wenn jede und jeder im Alltag auf das Klima Rücksicht nimmt – die Lösung geht nur über die richtigen politischen Rahmenbedingungen. Ich mache das an zwei Beispielen deutlich. Ich ermuntere alle Verbraucher*innen, zu einem Ökostromanbieter zu wechseln, weil sie damit das Klima schützen. Aber einen großen Schritt weiter kämen wir, wenn es endlich einen ambitionierten Fahrplan für den Kohleausstieg in Deutschland gäbe.

Ich finde es gut, wenn jemand das Auto stehen lässt und lieber den Bus nimmt. Das ist gut fürs Klima und übrigens auch für die Luftqualität. Aber solange der ÖPNV auf dem Land so schlecht ausgebaut ist, bleibt das Auto oft die einzige Alternative. Wir Grüne haben übrigens für Bayern konkrete Vorschläge vorgelegt, wie wir die Energieversorgung und den Verkehr klimafreundlich ausrichten können. Und damit würden wir auch gerne in eine Debatte um den besten Weg gehen. Leider warten wir immer noch auf entsprechende Konzepte der anderen Parteien.

Wir müssen raus aus der Nutzung fossiler Energien. Strom, Mobilität und Wärme müssen wir sobald wie möglich ohne Kohle, Erdöl und Erdgas bereitstellen. Daran entscheidet sich, ob Klimaschutz gelingt oder nicht. Die technischen Möglichkeiten dazu haben wir. Wir erzeugen in Deutschland schon jetzt zu manchen Zeiten genug Strom durch Wind, Sonne und Wasser, um uns komplett damit zu versorgen. Beim Verkehr und bei der Wärme hinken wir aber noch weit hinterher. Hier würde es Zeit, dass die Bundesregierung und die Landesregierung endlich mal „Masterpläne“ vorlegen. Denn auch wenn sich die reichen Länder besser gegen die Folgen schützen können: Die Überhitzung des Erdklimas trifft uns alle. Und vor allem alle, die nach uns kommen.