Von der Tanne zur Massivholzdiele: Ein Tag im Sägewerk
Das Bio-Brot bäckt sich nicht von allein, die Photovoltaik-Anlage springt nicht von sich aus aufs Dach, der Holztisch baut sich nicht von selbst zusammen und Maschinen brauchen Betreuung. 950 000 Menschen arbeiteten im vergangenen Jahr in Bayern in der Handwerksbranche. Das Handwerk in Bayern leistet einen wichtigen Beitrag zur Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen (2021: 67.000 Auszubildende), trägt zur ökologischen Modernisierung unseres Landes bei und stärkt regionale Wertschöpfungsketten. Für die Landtags-Grünen ist das Handwerk ein wichtiger Partner für den sozial-ökologischen Umbau der bayerischen Wirtschaft.
Unter dem Motto „Grün packt an“ krempeln die Landtags-Grünen die Ärmel hoch, hören zu und lernen: Die Abgeordneten besuchen Unternehmen in ihren Regionen und packen kräftig mit an!
Ludwig Hartmann im Sägewerk Saghäusl
Ludwig Hartmann packt im Sägewerk Saghäusl in Oberau bei Berchtesgaden bei Wolfgang Geistlinger, Inhaber des Sägewerks Saghäusl, mit an. Pünktlich um 7.30 Uhr beginnt der Arbeitstag, einen Tag lang verfolgt er den Weg vom Baum zum Brett.
Das Sägewerk Saghäusl gilt als Vorzeigeunternehmen in Sachen regionaler Verarbeitung. Nachhaltigkeit ist das oberste Gebot im Betrieb, hier wird nur Holz verarbeitet, das aus der Region und aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt, die Stämme werden individuell ausgesucht. Im Familienbetrieb im Berchtesgadener Land werden seit 1850 jährlich, jetzt in fünfter und sechster Generation, bis zu 2.000 Festmeter Rundholz aus heimischen Wäldern verarbeitet. Produziert werden Terrassen- und Massivholzböden, Orgelholz, Bauholz für Dachstühle, Holzfassaden, Innen- und Außenschalung, Gerüstpfosten, sowie Blockware in gewünschter Dimension und Länge.
„Hier sieht man, dass auch ein ganz kleines Sägewerk noch bestehen kann,
wenn es eine Nische bedient.“
– Ludwig Hartmann
Ludwig Hartmann hat vor über 20 Jahren ein freiwilliges ökologisches Jahr in der Forstwirtschaft. absolviert. Das Interesse am Holz, dem nachhaltigsten aller Rohstoffe, ist groß. Zu Beginn wurde erst mal etwas Holz sortiert und Bretter, die schon fertig waren, zum Verladen vorbereitet. Danach steht Hartmann an der Gattersäge und lässt sich von einem Mitarbeiter die lasergestützte Maschine erklären.
„Es ist faszinierend, was Holz alles kann. Aus Baumstämmen werden Holzböden und wie im Saghäusl sogar Hölzer für Kirchenorgeln geschnitten.
Ohne Menschen, die ihr Handwerk verstehen,
würden wir nie diese Vielfalt an Einsatzbereichen aus dem
Co2-speichernden Naturprodukt herausholen können.“
– Ludwig Hartmann
Im Anschluss geht Ludwig Hartmann mit Wolfgang Geistlinger in den Wald, und lässt sich die Auswahl der Bäume erklären. Die Geistlingers beziehen ihr Holz u.a. vom Bayerische Staatsforsten – Forstbetrieb Berchtesgaden. Eine kurze Exkursion mit Dr. Daniel Müller, Leiter des Bayerischen Staatsforsten – Forstbetriebs Berchtesgaden, rundet den kurzen Ausflug in den Wald ab, bevor es an der Hobelmaschine im Sägewerk weitergeht.
Fachkräftemangel auch hier im Familienbetrieb
Hier im Sägewerk sieht man, dass auch ein ganz kleines Sägewerk noch bestehen kann, wenn es eine Nische bedient. Aber auch hier im Familienbetrieb gibt es Fachkräftemangel.
Die Politik hat viel versäumt, was das Handwerk angeht. Der Nachwuchs fehlt, es ging fast immer nur ums Gymnasium. Handwerksberufe haben sich verändert, die Digitalisierung hat Einzug gefunden. Bei allem, was wir produzieren, sind wir auf Handwerkerinnen und Handwerker angewiesen. Das Handwerk ist immens wichtig für Bayern. Es braucht wieder mehr Wertschätzung.
„Bei allem, was wir produzieren, sind wir auf das Handwerk angewiesen.
Die Wertschätzung muss wieder her!“
– Ludwig Hartmann
Die Handwerksberufe müssen den jungen Menschen wieder näher gebraucht werden, zum Beispiel mit verbindlichen Praktika ab der siebten Klasse in einem Ausbildungsberuf. So können unserer Schülerinnen und Schüler viele interessante Lehrberufe kennenlernen. Denn es muss nicht immer ein Studium sein!
„Wir haben den Fokus zu lange aufs Gymnasium gelegt.
Es muss nicht immer ein Studium sein!“
– Ludwig Hartmann
Daneben muss es einfacher werden, sich beruflich neu zu orientieren. Viele Menschen verspüren in unserer digitalisierten Welt den Drang, mit ihren Händen zu arbeiten. Sie können dringend benötigte Fachkräfte von Morgen werden.
Was den Handerwerkerinnen und Handwerkern ebenfalls hilft: Eine Entlastung bei Strompreisen, indem Industrieprivilegien auf das notwendige Maß reduziert werden. Und: Die staatliche Wirtschaftsförderung muss nach ökologischen und sozialen Kriterien neu strukturiert und dem Handwerk zugänglich gemacht werden.
Kilian Pfeiffer vom Berchtsgadener Anzeiger hat Ludwig Hartmann begleitet. Hier geht es zum Pressebericht im Berchtesgadener Anzeiger vom 28.05.2022: „Ein Tag an der Säge“
Hier geht es zum Bericht im Regionalfernsehen Oberbayern: Ludwig Hartmann besucht Sägewerk