9. Februar 2010

NOlympia 2018 in München – Der Widerstand formiert sich!

Die Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2018 „München + 2“ wird in der Region zunehmend kontrovers diskutiert. Vom „Zauberwort Olympia“ sprechen die Befürworter und malen ein Bild von Wohlstand, verbesserten Infrastrukturen und wachsender Berühmtheit für die austragenden Gemeinden. In Garmisch-Partenkirchen wird häufig behauptet, dass der Ort noch heute von den Nazi-Spielen 1936 „zehrt“. Bedauerlicherweise wurde diese dunkle Vergangenheit bis heute im Ort nicht aufgearbeitet.

Die dunkle Seite der Medaille

Die glänzende olympische Medaille hat jedoch eine dunkle Rückseite. Greenwashing und Alpen-Disneyland in Zeiten des Klimawandels, null Transparenz und fehlende demokratische Kontrolle, sittenwidrige Knebelungsverträge für die austragenden Orte, explodierende Kosten und größenwahnsinnige Straßenbauprojekte – für all dies steht die Bewerbung von „München+2“ für die Olympischen Winterspiele 2018. Wer sich genauer mit den Realitäten, den Vorgaben und Planungen der Münchner Bewerbung beschäftigt, erkennt, dass die Spiele 2018 vor allem für die Bewerbergemeinden in den Bergen, also für Garmisch-Partenkirchen, Berchtesgaden und Oberammergau zum unkalkulierbaren ökologischen, ökonomischen und für viele ihrer Bewohner auch zum sozialen Risiko werden.

Der Widerstand formiert sich

Deshalb hat sich am 11. Januar 2010 in München die Plattform NOlympia gegründet mit dem Ziel, die Olympischen Winterspiele „München +2“  zu verhindern. Sie besteht aus großen Naturschutzverbänden, wie zum Beispiel dem Bund Naturschutz, politischen Parteien wie zum Beispiel den Grünen oder der ÖDP, der Gesellschaft für ökologische Forschung und engagierten Einzelpersonen. Gleichzeitig gibt es in Garmisch-Partenkirchen und Oberammergau wachsenden Widerstand aus der Bevölkerung und bei den betroffenen Grundbesitzern. Dieser Widerstand findet mit jeder zusätzlichen Information mehr Resonanz. Im November 2009 ergibt eine Umfrage in Garmisch-Partenkirchen nur eine Zustimmung von 57 % der Bevölkerung. Eine zusätzliche Befragung ergab allerdings, dass die Befürworter in der Regel diejenigen sind, die am wenigsten informiert waren deren Informationsstand am niedrigsten war). Mit jeder weiteren Information nimmt die Zustimmung der Bewerbung München 2018 eher ab.

Für bessere Informationen sind zwei Internetseiten im Aufbau, die noch im Februar ans Netz (http://www.nolympia.de und http://www.nolympia2018.de) gehen werden. Beispielhaft zeigt die Webseite der Gesellschaft für ökologische Forschung auf, welche Eingriffe in die Natur die Rodungen für die Skiweltmeisterschafts-Pisten in Garmisch-Partenkirchen bedeutet haben (www.goef.de: Arbeitsschwerpunkte/Olympische Winterspiele)

Mehrere Informationsveranstaltungen sind bereits geplant u. a. mit dem Olympiakritiker Willy Rehberg aus Salzburg (9. März 2010 in Garmisch-Partenkirchen und 11. März in Berchtesgaden).

Der Klimawandel nimmt die Schneesicherheit

„München+2“ – mit der Stadt München und den Gemeinden GaP, Oberammergau und Schönau am Königssee – bewirbt sich mit den Prädikaten  „ökologisch“, „nachhaltig“ und „klimaneutral“. Sogar ein „grünes Erbe“ wird der ganzen Region versprochen. Wie will man aber in Zeiten des Klimawandels für 2018 – also in acht Jahren – diese Vorgaben erfüllen? Wie will man z.B. die Schneesicherheit garantieren? Die betroffene ökologisch sensible Alpenregion liegt auf der geringen Höhe von nur 700 m ü. NN bis 1700 m ü. NN. Die Bilder von Vancouver gehen gerade um die Welt, wo man wegen der  Rekord-Frühlingstemperaturen massenhaft Schnee mit LKWs und Hubschraubern transportiert und auf die Pisten schafft. Das sollte uns für „München+2“ eine Warnung sein – bereits 2007 konnte in GaP die Weltcup-Abfahrt nur durch massive Schneetransporte mit LKWs aus dem fast 100 km entfernten Wipptal gesichert werden. Die Auswirkungen der flächendeckenden künstlichen Beschneiung sind sehr teuer und mit immensem Energie- und Wasserverbrauch verbunden und stellen das Gegenteil der postulierten „Nachhaltigkeit“ dar. Schon 2007 übertrafen die Investitionskosten einer einzelnen Schneekanone den Verkaufserlös einer Sozialwohnung.

Was alles gebaut werden muss, Eingriffe in Natur und Umwelt

In Garmisch-Partenkirchen müssen, entgegen den Aussagen der Bewerber, viele Anlagen, wie das „Snow Village“ und das Media Village, die Sportstättenstraße, Parkplätze, die kleine Schanze, Lifte und weitere Anlagen für den Skisport neu gebaut werden. Der Bau dieser Anlagen stellt einen massiven Eingriff in die Natur dar oder zerstört dauerhaft die über Jahrhunderte gewachsene kleinteilige Landwirtschaft und wertvolle Kulturlandschaft mit artenreichen Wiesen. Die großflächigen Bergwaldrodungen an der Kandahar-Piste in Garmisch im Vorfeld der Ski-WM 2011 belegen, dass jenseits ursprünglich genehmigter Planungen ein viel größerer Ausbau erfolgen kann: Das lässt  auch für den Olympischen Ausbau Schlimmes befürchten.

Anlagen für Langlauf und Biathlon sollen für bis zu 32 Millionen Euro auf den sonnigsten Wiesen von Oberammergau „temporär“ in eine wunderschöne Natur- und Kulturlandschaft gebaut werden.

Auch für München existieren neben den Plänen für den Straßenausbau umfangreiche Baupläne im Gefolge der Bewerbung 2018.

Die geplanten Fernstraßenbauten werden ca. zwei Milliarden an Investitionskosten binden. Der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel ist nur mit 300 Millionen Euro geplant und konterkariert damit das Ziel nachhaltiger Spiele. Sollten alle Fernstraßen im Loisachtal – in dem auch Garmisch-Partenkirchen liegt – gebaut werden, wird das Tal Teil einer neuen Transitstrecke sein, deren Folgen mit einem massiv erhöhten Verkehrsaufkommens die Zukunft der Gemeinden und der Landschaften  stark beeinträchtigen wird.

Kosten der Sicherheit

In Vancouver haben sich die Kosten für Sicherheit verfünffacht. Nach Schätzungen werden allein die Kosten für Sicherheit eine Milliarde $ erreichen. (In der Münchner Bewerbung sind die Sicherheitskosten mit 17 bis 21 Millionen € angegeben, obwohl gerade hier nach dem Terroranschlag auf die olympischen Sommerspiele eine besondere Gefährdungssituation besteht). Von den mindestens sechzehntausend Soldaten und Polzisten die die Spiele bewachen werden ist in den Bewerbungsunterlagen bisher nichts zu finden.

Das IOC und seine Knebelverträge

Das IOC bürdet alle Verantwortlichkeit und Belastungen, alle Kosten und Nachfolgelasten, alle Risiken der Spiele den Bewerberorten auf und sichert sich alle Vorteile, Rechte und finanziellen Sicherheiten. Diese Verträge wurden bei der Bewerbung Salzburgs von österreichischen Finanzanwälten als: „sittenwidrige Knebelungsverträge“ dargestellt.

Wir wollen nicht zu den Orten gehören die sich dem Diktat dieser sittenwidrigen Verträge durch das IOC unterwerfen: Verträge, bei deren Unterzeichnung die Gemeinderäte und Stadträte bereits im Vorfeld Garantien geben müssen, obwohl der abzuschließende Vertrag noch nicht vorliegt. Folgende Passage  findet sich in den Anlagen der Beratungsgrundlagen: „Die Beschlussfassung über diese Garantie muss daher ohne Kenntnis des späteren Vertragsinhalts und damit das eingehen der entsprechenden Verpflichtungen erfolgen“.

Die finanziellen Folgen für die Kommunen und ihre Einwohner

Die Bewerberorte München, Garmisch-Partenkirchen und Oberammergau gehören bereits heute zu den am höchsten verschuldeten Kommunen in Bayern. Die Ausrichtung der Winterspiele und ihre finanziellen Folgen werden Ihnen den Rest ihrer Handlungsfähigkeit nehmen.

Olympische Winterspiele führen zu massiven Kostensteigerungen in den Orten, zu Zweitwohnungsbau und zu erhöhten Mieten. Damit werden die Lebenshaltungskosten der ansässigen Bevölkerung nachhaltig erhöht.

Wir wollen die Spiele nicht haben!

Bereits jetzt zeigen die ständigen Umplanungen und das Hin-und-Her über die Standorte der dauerhaft wie temporär geplanten Anlagen, dass das Tal von Garmisch-Partenkirchen für diese riesige Veranstaltung viel zu klein ist. Wie unsicher die Planungen sind, zeigt auch das Versprechen eines „Leuchtturm-Projektes im „Umweltkonzept“ der Bewerbungsgesellschaft: Noch vor Abgabe der Bewerbungsunterlagen erweist sich das „Biosphärenreservat“ – angepriesen als grünes Erbe – als nicht realisierbar.

Nachdem die Spiele auch für den Fremdenverkehr eines Ortes wie Garmisch-Partenkirchen ein hohes Risiko darstellen, die erhofft erhöhten Gästezahlen Fiktion sind, die Schulden und Probleme alle beteiligten Orte der Bewerbung „München + 2“ erdrücken werden, wollen wir diese Spiele insbesondere hier in Oberbayern nicht haben.

In Zeiten des Klimawandels, wo verantwortungsvolles Handeln zur Vermeidung des CO2-Ausstoßes gefragt ist, sind Olympische Winterspiele in ihrer heutigen Dimension, die alle vier Jahre in einem neuen Gebirgsort riesige Eingriffe erfordern, geradezu ein Anachronismus.

NOlympia 2018 – 9.2.2010

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