18. April 2013

Mehr Sicherheit für Kinder im Straßenverkehr

Der Landtag wolle beschließen:
Die Staatsregierung wird aufgefordert,

-mündlich und schriftlich die im Kinderunfallatlas aufgeführten Unfallzahlen bis zum Juni 2013 zu erklären und geeignete Maßnahmen aufzuführen, die sie ergreifen möchte, um die Situation zu verbessern;
-ihre Förderprogramme, die sich auf Verkehrswege, Wohngebäude, Stadtentwicklung und auf öffentliche Gebäude beziehen, die von Kindern frequentiert werden, zu überprüfen;
Dazu sollen insbesondere autofreie Zonen vor Gebäuden und im öffentlichen Straßenraum sowie Fahrradabstellanlagen, die auch für Fahrradanhänger geeignet sind, förderfähig werden;
-die gute Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Nahverkehr zur Fördervoraussetzung für öffentliche Gebäude zu machen, damit Kindern und ihren Eltern die Möglichkeit gegeben wird, möglichst viele Wege ohne höhere Gefährdung zu Fuß, mit dem Fahrrad oder in öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen;
-künftige verkehrspolitische Entscheidungen auf ihre Wirkung auf die Verkehrssicherheit von Kindern auszurichten;
Dazu sind alle Anstrengungen zu unternehmen, die Verkehrsmittel mit geringerem Unfallrisiko (Unfallgefahr und Unfallschwere) gegenüber dem Pkw-Verkehr zu stärken;
-sicherzustellen, dass Städte und Landkreise bessere Möglichkeiten erhalten, an innerörtlichen Straßen Tempo 30 sowie an Kreis- und Staatsstraßen ohne Fuß- und Fahrradwege Tempo 70 anzuordnen. Die Staatsregie-rung soll Spielräume bei Ermessensentscheidungen zu-gunsten der Verkehrssicherheit nutzen;
-die Verkehrserziehung zu einer Mobilitätserziehung weiterzuentwickeln und dabei an die positiven Erfah-rungen mit Schulwegeplänen anzuknüpfen. Die Erar-beitung von Schulwegeplänen ist auch Laien möglich und sollte der Schulleitung zur Pflicht gemacht werden.

Begründung:
Der Kinderunfallatlas der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) erfasst in regelmäßigen Abständen die Unfälle mit Kindern unter 15 Jahren und setzt sie ins Verhältnis zu der Gesamtkinderzahl dieser Altersgruppe. Damit werden die Zahlen bundesweit auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte vergleichbar. Auch der Effekt, dass bei immer weniger Kindern weniger Unfälle passie-ren, wird aus den Zahlen herausgerechnet. Der aktuelle Kinderun-fallatlas der im Januar 2013 erschienen ist, kommt zu einem alar-mierenden Ergebnis für Bayern. Als Mitfahrer in Pkw verunglücken die meisten Kinder in den ländlichen Regionen Bayerns. Ein Vergleich der Daten zum Untersuchungszeitraum des letzten Kinderunfallatlas zeigt zwar einen deutlichen Rückgang der Unfälle, jedoch weist Bayern im bundesweiten Vergleich sichtbar weniger Veränderungen auf. Besonders die bayerischen Städte, der ostbayerische Raum und der Alpenraum weisen eine hohe Unfallbelastung auf.
Die Unterscheidung nach Unfalltypen, ergibt für Bayern folgendes Bild:
-Bei den Unfällen von Kindern als Mitfahrer im Pkw ist Bayern auf dem sechsten Platz und zeigt in den Jahren 2005 bis 2010 nur marginale Verbesserungen. Besonders hohe Zahlen weisen hier der Landkreis Miesbach und das Berchtesgadener Land auf, generell kann man aber sagen, dass der ganze ländliche Raum eine mittlere bis hohe Unfallbelastung hat.
-Kinder als Radfahrer sind besonders in den Landkreisen im Süden Bayerns gefährdet, besonders hohe Unfallbelastungen wei-sen außerdem die Städte Rosenheim, Memmingen und Straubing auf. Hier zeigt sich außerdem, dass die erwähnten Kreise bereits vor 26 Jahren hohe Unfallbelastungswerte aufwiesen.
Traditionelle Verkehrssicherheitsarbeit sucht die Ursache und die Verantwortung zur Verhinderung von Unfällen oft beim Opfer. Wenn Kinder verunglücken, schlägt sie bessere Aufklärung über die Gefahren vor. Wenn Unfälle mit Radfahrerinnen und Radfahrern geschehen, schlägt sie stärkere Kontrollen gegen die Radfahrenden vor. Wenn Kinder als Pkw-Insassen verunglücken, werden stärkere Sicherheitssysteme gefordert.
Dieser Ansatz hat seine Berechtigung, greift aber zu kurz. Wer die Lösung für das Problem ausschließlich bei den Kindern sucht, übersieht, dass schwere Unfälle fast ausschließlich durch Pkw verursacht werden. Ein wesentlicher Aspekt zur Verbesserung der Verkehrssicherheit liegt daher darin, Wege ohne Pkw sicher und attraktiv zu machen.