25. September 2021

Konzeptpapier „Erhalten, was uns erhält: Unser Moor“

Bayern ist ein moorreiches Land. Noch vor 250 Jahren stand die Urbarmachung der Moore im Fokus, allein um landwirtschaftlich nutzbare Flächen zur Ernährung der Bevölkerung zu gewinnen. So wurde im altbayerischen Donaumoos ab 1790eine weitgehend unzugängliche Sumpflandschaft mit 473 km Gräben entwässert. Damit wurde die „größte Neulandgewinnung für bäuerliche Siedelungen im süddeutschen Raum in neuerer Zeit“ mit der Trockenlegung und planvollen Besiedelung des Donaumooses durch landesweit angeworbene Siedler*innen umgesetzt. Wie bei anderen Großprojekten auch, zeigte sich schon bald, dass Eingriffe in die Natur problematisch sind. Neben dem Verlust der Biodiversität ist dies vor allem der Abbau der Torfsubstanz durch die Entwässerung und die damit einhergehende massive Freisetzung von Klimagasen. Allein das Donaumoos ist jährlich für eine halbe Million Tonnen Treibhausgas verantwortlich und damit für 9 % aller aus bayerischen Mooren stammenden Klimagase. Aus Klima-, Natur- und Artenschutzgründen ist Moorschutz unverzichtbar.

 

Situationsanalyse

Moore sind Lebensräume mit einer außerordentlichen Bedeutung für den Artenschutz, die Bio-diversität, den Wasserhaushalt, die Wasserqualität und den Klimaschutz. Gerade ihre Funktion als Kohlenstoffspeicher und ihre Bedeutung als Senke für Treibhausgase hat ihnen in jüngster Zeit zusätzliche Aufmerksamkeit verschafft. Moore speichern 30 % des weltweiten Bodenkolenstoffs und damit doppelt so viel Kohlenstoff wie der globale Waldbestand. Wird der Wasserhaushalt der Moore gestört, setzen sie diesen Kohlenstoff in Form von Treibhausgasen frei. Mehr als 95 % der deutschen Moore befinden sich heute nicht mehr im ursprünglichen Zustand oder sind völlig verschwunden. Sie sind entwässert, abgetorft, bebaut oder landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutzt. Noch nicht völlig verschwundene Moore sind aufgrund der nach wie vor bestehenden Entwässerungen und der dadurch erfolgenden Torfzersetzung oftmals bedeutende Emittenten für klimarelevante Gase. Intakte Moore stabilisieren den Wasserhaushalt und wirken bei Extremregenereignissen regulierend auf den Wasserabfluss. Vor allem gewässerbegleitende Moore leisten damit einen wichtigen Beitrag zum vorsorgenden Hochwasserschutz. Diese Pufferwirkung wird im Rahmen der Klimaüberhitzung immer bedeutender.

Naturnahe Moore sind Lebensräume für hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten. Als Reste einer Urlandschaft beherbergen sie Arten, die hier seit der letzten Eiszeit überdauert haben. Darunter sind Arten wie der Sonnentau, die aufgrund der Nährstoffarmut der Moore dazu über-gegangen sind, sich als fleischfressende Pflanze auch von tierischem Eiweiß zu ernähren.

Viele dieser Arten und Lebensgemeinschaften sind aufgrund der Entwässerung und Zerstörung der Moore stark gefährdet und stehen auf den Roten Listen der vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten. In Natura 2.000 Gebieten werden typische Moorarten wie die Große Moosjungfer, Hochmoor-Laufkäfer, Sumpf-Glanzkraut sowie Lebensräume wie „Lebende Hochmoore“ oder „Kalkreiche Niedermoore“ durch die europäische Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt. Allerdings fehlen noch viele Managementpläne für diese Gebiete und die vorhandenen werden kaum umgesetzt.Die Klimaüberhitzung hat neben der Nutzung und Zerstörung der Moore die Situation in den letzten Jahren zusätzlich verschärft, so dass die Moorlebensräume inzwischen zu den am stärksten gefährdeten Biotopen Deutschlands zählen. Nicht zuletzt bieten Moore auch wichtige archäologische sowie klima- und vegetationsge-schichtliche Fundstellen.

Moore werden grob in zwei Typen unterschieden. Ausschließlich abhängig von Niederschlägen in Form von Regen oder Schnee und daher nährstoffarm sind die Hochmoore. Niedermoore entstehen dagegen bei hohen Grundwasserständen entlang von Flussauen oder am Rand von Seen. Sie werden von nährstoffreicherem, aber sauerstoffarmen Grund- und Oberflächenwasser gespeist. Ebenfalls eine Rolle spielen noch die Anmoore, das sind Böden mit einem hohen Anteil von organischen Kohlenstoffverbindungen (15-30 %), die wie die Niedermoore bei Entwässerung Treibhausgase (THG) freisetzen.

Bayern ist ein an Mooren reiches Bundesland. Mit insgesamt 221 000 Hektar Moorfläche (3 % der Landesfläche) liegt es auf Platz 3 der Bundesländer mit den meisten Mooren, hinter Nieder-sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. In Bayern sind aber nur noch knapp 9000 Hektar Moorfläche (4 %) nicht entwässert und fungieren damit als Senke für Treibhausgase. Alle übrigen Moorflächen sind in ihrem Wasserhaushalt mehr oder weniger gestört und tragen damit zum Ausstoß von Treibhausgasen bei. Die Menge wird für Bayern jährlich auf 4,9 – 5,4 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente geschätzt und entspricht damit 6 % der energiebedingten Treibhausgasemis-sionen Bayerns, also einem beträchtlichen Anteil.

Etwa 10 % der bayerischen Moore sind Hochmoore, die restlichen 90 % verteilen sich auf Niedermoore und Anmoore. Dabei finden sich die Hochmoore in Bayern überwiegend im voralpinen Hügel- und Moorland und in den Mittelgebirgen. Die großen Nieder- und Anmoore liegen vor allem in den großen Talauen der Donau und ihrer Zuflüsse. Kleine Moorgebiete sind aber weit in Bayern verbreitet und kommen in fast allen Landkreisen vor.110.000 Hektar, vorwiegend Nieder- und Anmoore, werden in Bayern landwirtschaftlich genutzt. Davon sind 64.700 ha Dauergrünland und 46 000 ha Ackerfläche oder Dauerkultur. Die Acker-nutzung setzt sich überwiegend aus Mais (18.500ha), Getreide (15.400 ha), Kartoffeln (3.600ha) und Ackerfutter (3.500 ha) zusammen.

 

Besonders intensiv ist die ackerbauliche Nutzung im oberbayrischen Donaumoos. Dazu bemerkte der Moorexperte Prof. Michael Succow: „Keines der vielen deutschen Moore [ist] heute noch auf so drastische Trockenlegung beim Boden- und Wassermanagement ausgerichtet […] wie das Bayerische Donaumoos.“ Dort soll nun nach Ankündigung der bayerischen Staatsregierung in den nächsten 10 Jahren auf 2000 der insgesamt 18.000 Hektar Moorfläche der Wasserstand angehoben werden. Für dieses Projekt sollen insgesamt 200 Mio. Euro bereitgestellt werden. Allein im Donaumoos ließen sich mit einer Moorrenaturierung fast eine halbe Million Tonnen Treibhausgase einsparen. Ob das Projekt mit ausschließlich freiwilligen Maßnahmen zielführend umgesetzt werden kann ist zweifelhaft, da der Donaumooszweckverband seit 40 Jahren genau an dieser Aufgabe gescheitert ist. Durch ackerbauliche Nutzung werden pro Jahr ca. 2 cm Moorboden zersetzt und führen zu Treibhausgasemissionen von ca. 35 Tonnen pro Hektar und Jahr. Bei extensiver Grünlandnutzung mit Grundwasserständen von 30 cm unter Flur reduzieren sich die Treibhausgasemissionen auf 10 – 20 Tonnen pro Hektar und Jahr. Durch Anhebung des Grundwasserstandes, Renaturierung und extensive Nutzung lassen sich so Treibhausgase in erheblicher Menge einsparen. Dem stehen sehr günstige THG-Vermeidungskosten von 20 bis 70 Euro/t CO2eq gegenüber.

Eine Alternative der klimaschonenden Moornutzung ist die Paludikultur. Unter dem Begriff der Paludikulturen (lat.: palus = Sumpf) wird der Anbau von geeigneten Gehölzen (Erlen, Weiden) und der Anbau von Schilf-, Rohrglanzgras- oder Seggenbeständen auf Niedermoorböden sowie die Kultivierung von Torfmoosen auf Hochmoorböden verstanden. Sie umfassen traditionelle Nutzungsformen, wie Dachschilf- und Streunutzung, aber auch neue Verfahren, wie die Gewinnung von natürlichen Dämmstoffen und schließlich auch die Energiegewinnung aus Moor-Biomasse. 40.000 Hektar der entwässerten Moore liegen in Bayern in Wäldern. Im Bereich der Bayerischen Staatsforsten liegen rund 30 000 Hektar Moore. Moore sind nach § 30 Bundesnaturschutzgesetz gesetzlich geschützte Biotope und dürfen weder zerstört noch erheblich beeinträchtigt werden. Die Regelung gilt aber nur dann, wenn auch moortypische Pflanzen- und Moosarten vorkommen, also nicht für landwirtschaftlich bewirt-schaftete Flächen.

Moorschutz ist aber nicht nur ein Problem der Landnutzung und -bewirtschaftung in Bayern. Nach wie vor wird Torf in Mooren abgebaut, in Deutschland werden jährlich ca. 8 Millionen Kubikmeter Torf als Substrat für den heimischen Gartenbau und den Export verarbeitet. Der Torf wird auf ca. 10 000 ha Fläche in Niedersachsen gewonnen. Der Abbau und die Nutzung von Torf als Pflanzensubstrat verursachen durch die Zersetzung des Torfs Treibhausgasemissionen. Gemäß den Daten der Klimaberichterstattung entstehen dabei in Deutschland Emissionen in Höhe von mehr als 2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Weiter 3,7 Mio. Tonnen Torf und torf-haltige Substrate werden importiert.Circa 52 % sind Kultursubstrate für den Erwerbsgartenbau, 48 % sind Blumenerden für den Hobbygärtner.

In Bayern wird außerdem Torf für balneologische Zwecke in geringer Menge (< 10 Hektar) abgebaut.

 

Unsere Ziele in diesem Bereich

Der Schutz der Moore dient der Erhaltung zahlreicher gefährdeter Arten

Moore sind wichtige Rückzugsräume für viele inzwischen hochgradig gefährdete Arten. Die Klimaüberhitzung mit ihren sommerlichen Hitzeperioden verschärft die Gefährdungssituation massiv. Es ist deshalb wichtig zu ermitteln, wo moortypische Arten vorkommen und in welchen Mooren vordringlich Maßnahmen zum Schutz wichtiger Populationen zu ergreifen sind. Hohe Priorität hat die Erstellung und Umsetzung der Managementpläne für die Moore, die in Bayern als NATURA 2000-Gebiete ausgewiesen sind. Diese Natura 2000-Gebiete sind das Tafelsilber der Biodiversität der Moore in Bayern und letzte Rückzugsräume für hochgradig bedrohte Arten.

Für den flächendeckenden und qualifizierten Schutz braucht es eine Mooragentur

Die Bedeutung der Moore für Wasserhaushalt, Klima- und Naturschutz rechtfertigt die großen Anstrengungen, die negativen Eingriffe der letzten Jahrhunderte möglichst wieder rückgängig zu machen. Deshalb sind flächendeckende Maßnahmen erforderlich, um baldmöglichst Wir-kungen zu erreichen. Um die vielfältigen Maßnahmen zu begleiten, braucht es eine staatliche Mooragentur, die die Moorprojekte begleitet und bei Problemen berät und informiert. Wir brauchen neue Wege für die Revitalisierung großer Moore

Ein großes Hemmnis für den Moorschutz ist die Grundstücksverfügbarkeit, die erforderlich ist, um eine Revitalisierung durchzuführen. Viele Moore sind in kleinstrukturierte Grundstücke aufgeteilt und haben entsprechend viele Eigentümer. Hier gilt es Wege zu finden, die eine Revitalisierung ermöglichen, ohne dass alle Grundstücke aufgekauft werden müssten.

Die Hochmoore, die ehemals zur Torfgewinnung genutzt wurden, haben heute keine wirtschaftliche Bedeutung mehr und sollten vorrangig renaturiert werden.Unser Ziel ist es deshalb, dass bis zum Jahr 2023 bei 10 % der Hochmoore flächig mit der Rena-turierung begonnen wird. Bis zum Jahr 2030 soll auf 50 % der Fläche und bis zum Jahr 2035 schließlich auf 100 % der Fläche die Renaturierung der Hochmoore in Gang gesetzt werden.Dies betrifft allein in Oberbayern 560 Hochmoore und braucht deshalb ausreichend Personal und Finanzmittel.

Wir brauchen Alternativen für die landwirtschaftliche Nutzung von Niedermooren

Die Situation der Niedermoore ist deutlich schwieriger. Viele Nieder- und Anmoore werden landwirtschaftlich genutzt und weiterhin entwässert. Durch das Volksbegehren „Artenvielfalt & Naturschönheit in Bayern – Rettet die Bienen!“ wurde ein Verbot eingeführt, den Grundwasser-stand in Nass- und Feuchtgrünland sowie -brachen und auf Moor- und Anmoorstandorten abzu-senken. Die Kontrolle dieses Verbotes ist aber unklar, da genaue Pegelstände fehlen.

Der überwiegende Teil der Niedermoore (59 %) wird als Dauergrünland genutzt. Hier sind angepasste Nutzungen durch Extensivierung leichter zu erreichen. Schwieriger wird die Revitalisierung der ackerbaulich genutzten Niedermoore, die besonders klimaschädlich ist, aber immer noch durch Direktzahlungen im Rahmen der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik subventioniert wird. Unser Ziel ist es die landwirtschaftliche Nutzung von Moorflächen mittelfristig aus-schließlich vorrangig als Dauergrünland oder an zweiter Stelle stehend nach einer Erprobungs-phase mit Paludikulturen (Anbau von Schilf, Erlen, Rohrglanzgras) zu überführen.

Wir wollen bis zum Jahr 2023 mit der Revitalisierung und moorangepasster Nutzung von 10 %der Niedermoore beginnen. Bis 2025 soll die Revitalisierung und moorangepasste Nutzung mindestens 20 %, bis 2030 40 % und bis 2035 mindestens 75 % der Fläche der Niedermoore umfassen. Unser Ziel ist es, bis zum Jahr 2040 alle Moore wieder zu vernässen und klimaneutral zu stellen.

Staatliche Moorflächen haben eine Vorreiterfunktion bei der Renaturierung der Moore

Die Bewirtschaftung der staatlichen Moorflächen (32.000 ha) soll dabei bis zum Jahr 2025 komplett in eine moorangepasste Nutzung oder als nutzungsfreie Natur- und Klimaschutzfläche umgewandelt werden. Die Entwässerung der Moorflächen der Bayerischen Staatsforsten (15.000 ha) wird bis 2025 beendet.

Wir brauchen einen Ausstieg aus der Torfnutzung

In staatlichen Einrichtungen, insbesondere bei den Landesanstalten für Landwirtschaft, für Wald- und Forstwirtschaft und bei der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, in der staatlichen Schlösser- und Seenverwaltung, bei den bayerischen Staatsforsten sowie bei staatlich geförderten Landesgartenschauen und ähnlichen Veranstaltungen, ist der Einsatz von Torf- und torfhaltigen Substraten massiv zu reduzieren und bis spätestens zum Jahr 2025 gänzlich aus der Nutzung dieser klimaschädlichen Substrate auszusteigen.

 

Unser Weg dorthin: Konkrete Maßnahmen

Der Moorschutz ist aufgrund seiner Wirksamkeit in den Bereichen Klimaschutz, Naturschutz und Wasserhaushalt besonders effizient. Moore werden durch viele Faktoren in ihrer Qualität und Quantität beeinträchtigt. Als wichtiger Lebensraum sowohl für den Natur- und Klimaschutz wie auch den Wasserhaushalt sind dringend Maßnahmen zu ihrem Erhalt und Schutz zu ergreifen.

Wir schützen und stärken die Moore über das Naturschutzrecht

Zahlreiche Moore sind als Fauna-Flora-Habitatgebiet geschützt. Hier liegen Managementpläne vor, in denen bereits Vorschläge zu kurz- und mittelfristigen Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume und Arten aufgeführt sind. Diese Vorschläge sind aufgrund der Bedrohung der Moore prioritär umzusetzen.

Moore sind nach §30 Bundesnaturschutzgesetz gesetzlich geschützte Biotope und werden deshalb bei der Biotopkartierung erfasst. Dies gilt in Bayern leider nicht für den Wald, da hier abgesehen von den Flächen der Staatsforsten keine Kartierung durchgeführt werden darf. Diese unsinnige Vorgabe wollen wir streichen und eine flächendeckende Waldbiotopkartierung starten.

Die Umsetzung des Verbotes den Grundwasserstand auf Moor- und Anmoorstandorten abzusenken, wollen wir durch eine Genehmigungspflicht der Grabenräumung und eine Kontrolle der Pegelstände ergänzen und weiterbringen.

In einem Kartierungsprojekt sollen darüber hinaus wichtige wertbestimmende Moorarten und Moorlebensräume erfasst und bewertet werden. Sie sind die Grundlage für ein Schutzprogramm, bei dem weitere Naturschutzgebiete, Landschaftsbestandteile oder Naturwaldreservate ausgewiesen werden sollen.

Um eine weitere Degradierung der Moore zu unterbinden, muss eine wirksame Kontrolle des nach Art. 3 Absatz 4 des Bayerischen Naturschutzgesetzes (BayNatSchG) bestehenden Verbotes erfolgen, den Grundwasserstand in Nass- und Feuchtgrünland sowie -brachen und auf Moor- und Anmoorstandorten abzusenken.

Das Vorkaufsrecht nach Art. 39 BayNatSchG wollen wir um die Moorbiotope erweitern. In Natur-schutzgebieten fordern wir die Verordnungen insoweit zu ergänzen, dass unter dem Punkt „Aus-nahmen“ Renaturierungsmaßnahmen zum Klima- und Moorschutz aufgenommen werden.

Die Renaturierung von Mooren muss fachlich und personell gestärkt werden

Landwirtschaftlich genutzte Moore sind insbesondere als naturschutzfachliche Ausgleichsmaßnahmen gezielt aufzukaufen. Unterstützt werden auch Ökokontoflächen von Gemeinden, die auf Moorstandorten liegen. Die Renaturierung der Moore wird durch eine Mooragentur vorangebracht, in der das Wissen über die Renaturierung der Moore gebündelt wird. Die Mooragentur ist auch für die finanzielle Abwicklung der Projekte und für die Beantragung eventuell erforderlicher Wasser-rechtsverfahren zuständig. Ihre Aufgabe besteht außerdem in der Öffentlichkeitsarbeit, die zur Akzeptanzförderung der Renaturierungsmaßnahmen beitragen soll. Die Mooragentur beauftragt auch entsprechende Monitoringmaßnahmen zur Evaluation der Renaturierungsmaßnahmen und unterstützt die moorbezogene Forschung. Die Mooragenturen arbeiten mit den Ämtern für ländliche Entwicklung zusammen, um Flurumlegungsverfahren zur Moorrenaturierung umzusetzen.

Die landwirtschaftliche Nutzung der Moore muss klimafreundlich werden

Um die ackerbauliche Nutzung von Mooren zu unterbinden, sind attraktive Alternativen für die Nutzung zu entwickeln. Klimaschonende Nutzungen können dabei die dauerhafte Umwandlung von Mooräckern in Grünland oder Paludikultur-Projekte umfassen, aber auch Stilllegungspro-gramme, wie sie bereits in Dänemark praktiziert werden. Im landwirtschaftlichen Bereich sind Beweidungsprojekte (z.B. mit Wasserbüffeln) als Alternative stärker zu fördern. Klimaschonende Nutzungen (Paludikulturen) sind über Beratung und spezielle Förder- und Vermarktungspro-gramme zu unterstützen. Niedermoorflächen in staatlichem Eigentum sind ab dem Jahr 2025 nicht mehr ackerbaulich zu bewirtschaften.

Für die Bayerischen Staatsforsten wird für jeden betroffenen Forstbetrieb bis 2023 ein Moor-schutzkonzept erstellt, anhand dessen die Renaturierung der Moore und die Ausweisung der Moorwildnisgebiete bis zum Jahr 2030 umgesetzt werden. Sind angrenzende Privatwaldflächen mit betroffen, ist eine Renaturierung der Moorflächen durch entsprechende Ausgleichszahlungen oder Flächentausch zu ermöglichen.

Die Bedeutung des Moorschutzes muss durch Umweltbildung begleitet werden

Der Bedeutung des Moorschutzes ist im Bereich der Umweltbildung in höherem Maße Rechnung zu tragen. Umweltbildungsprojekte zum Moorschutz sind deshalb verstärkt zu fördern.

Die Nutzung von Torf muss beendet werden

Für die bayerischen Landesanstalten wird ein Ausstiegsszenario für den Ausstieg aus der Anwen-dung von Torf erarbeitet und umgesetzt, mit dem Ziel auf den Einsatz von Torf bis zum Jahr 2025 komplett zu verzichten. Die staatliche Schlösser- und Seenverwaltung beendet die Verwendung von Torf und torfhaltigen Substraten bis zum Jahr 2023. Die Förderung von Gartenschauen wird an einen Verzicht auf Torf und torfhaltige Substrate gebunden.

 

Finanzierung

 

Die herausragende Bedeutung der Moore für Klimaschutz, Naturschutz und Wasserrückhalt rechtfertigt den Einsatz von erheblichen Mitteln, da sie mit vergleichsweise wenig Aufwand hohen Ertrag bringen.Zentraler Punkt für die Umsetzung eines Moorschutzprogramms ist die Schaffung einer Moor-schutzagentur. Der Aufbau der Mooragentur samt Zweigstellen soll für Ausstattung und Perso-nal jährlich mit 20 Mio. Euro unterstützt werden.Daneben sind die traditionellen Agrarumweltprogramme ein weiterer wichtiger Beitrag, um Klimaschutz in der Landwirtschaft voran zu bringen. Mit einem Förderprogramm Niedermoorschutz in Höhe von jährlich 10 Mio. Euro soll die Umwandlung von Ackerland auf Niedermoorflächen in klimaschonendere Bewirtschaftungen finanziert werden. Das Förderprogramm Niedermoorschutz soll auch Zuschüsse für die Anschaffung der für die klimaschonende Nutzung (Paludikultur) erforderlichen Maschinen und Geräte enthalten.Die Förderung des Moorschutzes und der Moorrenaturierung im Privatwald wird durch ent-sprechende Programme mit jährlich 3 Mio. Euro ausgestattet.

Da Moore aber in vielen Regierungsbezirken Bayerns oft kleinflächig verteilt sind, müssen beim Moorschutz auch die Gemeinden mit eingebunden werden. Neben Eigenleistungen durch die Aufwertung von Mooren im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen für Baugebiete, muss der Moorschutz auf Moorflächen in der Gemeinde auch aktiv angegangen werden.Vorhandene Moore müssen von den Kommunen erhalten und geschützt werden und dürfen keiner anderweitigen Verwendung zugeführt werden. Damit dies auch in der Fläche wirksam wird, soll ein Förderprogramm für Gemeinden und Gemeindeverbände aufgelegt werden, mit dem vor Ort Renaturierungsmaßnahmen zum Moorschutz unterstützt werden können. Für dieses Programm sollen jährlich 5 Mio. Euro zur Verfügung stehen.

 

Hier gibt es das Konzept der Grünen Fraktion Bayern als Download