Den Ausbau der Erneuerbaren Energien vorantreiben – Stromnetze und Speichertechnologie weiterentwickeln
Die Zukunftsfragen der Energieversorgung
Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat mit ihrer Entscheidung, den Atomkonsens aufzukündigen und die Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke zu verlängern, das Rad zurückgedreht. Anstatt endlich die drängenden Zukunftsfragen unserer Energieversorgung in Angriff zu nehmen, setzen Union und FDP auf eine Technologie von vorgestern, die nicht nur ein massives Sicherheitsrisiko von der Stromerzeugung bis hin zur Entsorgung darstellt: Der Kniefall vor der Atomlobby bremst gleichzeitig massiv die Erfolgsgeschichte der Erneuerbaren Energien aus.
Wir Grüne setzen uns dagegen für eine Energieversorgung ein, die künftig zu 100 % auf erneuerbaren Energien basieren soll. Bereits jetzt werden 17 % unseres Stroms in Deutschland durch Wasser, Sonne, Wind, Biomasse und Geothermie erzeugt.
Die Zukunftsfragen der Energieversorgung lauten deshalb: Wie können wir unser Stromnetz, aber auch die Speichertechnologie weiterentwickeln, um den Ausbau der Erneuerbaren Energien weiter zu beschleunigen?
1. Leistungsfähige Stromnetze
Eine vollkommen andere Form der Energieerzeugung verlangt auch eine neue Form der Stromverteilung. Es sind nicht mehr ein paar Dutzend große Kraftwerksblöcke, die das Rückgrat der zukünftigen Stromversorgung bilden werden, sondern eine große Palette sehr unterschiedlicher Kraftwerke. Diese stehen teils nur zu bestimmten Zeiten zur Verfügung, teils in Regionen, die sich schon heute längst zu mehr als 100 % mit Ökostrom versorgen können. Darum treten wir Grüne für den Ausbau und die Modernisierung des Stromnetzes ein.
Der Netzausbau umfasst verschiedene Bereiche:
- den Ausbau des großräumigen Übertragungsnetzes
- den Aufbau zahlreicher „smart grids“ als Keimzellen des zukünftigen Stromnetzes
- und den Ausbau und die Entwicklung von Stromspeichern.
Der Ausbau des Stromnetzes hinkt den Anforderungen der Zeit massiv hinterher. Hier haben sich die großen Stromkonzerne in der Vergangenheit viel zu wenig engagiert, aber auch durch mangelnde Transparenz ihrer Ausbaupläne Bürgerproteste provoziert.
Gewaltige Ausbaupläne für neue Steinkohlekraftwerke, Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke und das Festhalten an den Braunkohlekraftwerken bestätigte viele Menschen vor Ort in ihrer Ansicht, dass neue Stromleitungen weniger dem Ausbau der Erneuerbaren als dem Festhalten an den konventionellen Energien dienen sollten. Die Debatte um neue Stromtrassen muss deutlich transparenter geführt werden. Dabei sind sowohl die Netzbetreiber als auch die großen Stromversorger in der Pflicht. Der Ausbau des Stromnetzes kann nicht unabhängig von der weiteren Kraftwerksplanung bei den nuklearen und fossilen Anlagen diskutiert werden.
Auch die Bereitschaft zu umweltfreundlichen Lösungen zu kommen war bisher nicht sehr groß. Viele Bürgerinitiativen hätten sich hier mehr Kreativität von den Stromnetzbetreibern gewünscht und einen tatsächlichen Dialog gewünscht. Vor dem Bau neuer Leitungen müssen die vorhandenen Möglichkeiten zur Optimierung des Netzes genutzt werden. Mit dem Konzept „NOVA“ (Netzoptimierung vor Verstärkung vor Ausbau) sind die wesentlichen Kernpunkte der Maßnahmen zusammengefasst, die einem Bau neuer Leitungen vorangehen muss.
Einzelpunkte sind dabei:
- die Steigerung der Energieeffizienz bei der Stromanwendung,
- das Lastmanagement, d.h. die Verlagerung von Stromverbrauch in netztechnisch günstigere Zeiten
- das sogenannte Freileitungsmonitoring
- Hochtemperaturseile
- Verstärkung bestehender Trassen.
Wir Grüne stehen dafür ein, dass dieser Ausbau möglichst umweltfreundlich, transparent und unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger erfolgt.
2. Pumpspeicherkraftwerke
Der Ausbau der Erneuerbaren Energien erfordert auch eine neue Speichertechnologie.
Auf absehbare Zeit werden Pumpspeicher die effektivste Form sein.
Konkret gibt es in Bayern mit dem niederbayerischen Riedl jedoch nur einen Standortvorschlag von Seiten eines Stromversorgers, ausgerechnet in einem Gebiet, das naturschutzfachlich äußerst kritisch gesehen wird.
Die Landtagsfraktion hält es für sinnvoll mittels eines Katasters geeignete Standorte in ganz Bayern zu ermitteln, um auf dieser Basis eine Diskussion über die sozial und ökologisch verträgliche Lösung zu führen. Die Staatsregierung hat einen diesbezüglichen Antrag der Grünen jedoch abgelehnt.
Eine Durchsetzung von Riedl nach dem Muster der alten „Basta“-Politik würde den Erneuerbaren Energien einen Bärendienst erweisen.
3. Grüne Forderungen:
Wir fordern die Staatsregierung auf:
- in Zusammenarbeit mit den Energieversorgern, den Stromnetzbetreibern und den Umweltverbänden ein Konzept für die weitere Entwicklung des Stromnetzes und der Stromspeicher in Bayern in den kommenden zwei Jahrzehnten zu erarbeiten
- ein Kataster für mögliche Standorte von Pumpspeicherkraftwerken zu erstellen
- vergleichende Untersuchungen für mögliche Standorte bzw. Trassen durchzuführen,
- die Ergebnisse dieser Untersuchungen zu veröffentlichen und an den potenziellen Standorten zu diskutieren,
- transparente und ergebnisoffene Planungsverfahren durchzuführen,
- die FFH-Verträglichkeitsprüfung im Raumordnungsverfahren zu integrieren,
- betroffene Menschen für etwaige Beeinträchtigungen der Lebensqualität angemessen zu entschädigen,
- sowie die Forschungsaktivitäten im Bereich der Strom- bzw. Energiespeicherung deutlich zu erhöhen.