6. April 2010

Contra Laufzeitverlängerung

Die Pläne der schwarz-gelben Koalition, den Atomkonsens aufzukündigen und die Atomkraftwerke noch länger am Netz zu lassen, ist in vielfacher Hinsicht unsinnig.

Wie bei jedem technischen Gerät treten mit zunehmendem Alter mehr Defekte auf. Dies ist bei Atomkraftwerken nicht anders als bei Autos. Im Gegenteil: Hohe Temperaturen, hoher Druck und permanente Neutronenbestrahlung setzt den Materialien gewaltig zu. Bei einigen Teilen ist ein Austausch möglich, bei vielen aber nicht – damit steigt das Risiko von Jahr zu Jahr. Eine Studie im Auftrag der Landtagsgrünen hat es an den Tag gebracht: Gerade bei Bayerns dienstältestem AKW Isar 1, das seit seiner Inbetriebnahme immer wieder wegen technischer Probleme in die Schlagzeilen geraten ist, häufen sich die alterungsbedingten Mängel. Eine Laufzeitverlängerung multipliziert das Risiko eines großen Unfalls.

Dabei sind Atomkraftwerke energiepolitisch längst überflüssig: Von den 17 deutschen AKW laufen auch in diesem Monat bestenfalls 12 mit voller Leistung. Im letzten Jahr war die Atomstromproduktion in Deutschland auf dem niedrigsten Stand seit 20 Jahren.

Mit der Laufzeitverlängerung werden nur den großen Stromkonzernen milliardenschwere Zusatzgewinne verschafft. Kleine dezentrale Anbieter von erneuerbaren Energien und kommunale Stadtwerke bleiben auf der Strecke. Weil sich AKWs schlecht regeln lassen, „verstopfen“ sie in Zeiten geringen Strombedarfs die Stromnetze. Immer häufiger kommt es vor, dass deshalb Strom aus erneuerbaren Energien nicht eingespeist werden kann. Wir erleben täglich: längst abgeschriebene, alte Atomkraftwerke konkurrieren auf dem Markt gegen neue zukunftsfähige Anlagen der erneuerbaren Energien. Die neue Technologie kann nur kommen, wenn die alte auch tatsächlich vom Markt genommen wird.

Anstatt weiterhin die alten Energiestrukturen zu zementieren, wäre es höchste Zeit, mit der Energiewende ernst zu machen und endlich den Weg für eine dezentrale Energieversorgung aus Sonne, Wind und Kraft-Wärme-Kopplung frei zu machen.