1. August 2016

Ein Speichersystem der Zukunft?

Sommertour 2016: Besuch der Stadtwerke Weilheim

Im Rahmen meiner Sommertour besuchte ich letzte Woche die Stadtwerke Weilheim, die derzeit zusammen mit dem Unternehmen Gravity Power GmbH ein Pilotprojekt im Bereich der Speichertechnologien planen. Zum Gelingen der Energiewende ist eine Weiterentwicklung und Markteinführung effizienter Speichersysteme unerlässlich. Die zugrundeliegenden Technologien sind oft hochkomplex sowie aufgrund der Eingriffe in die menschliche Lebenswelt und die Natur umstritten. Vergleichsweise einfach und naturverträglich ist die Idee, auf der das unterirdische Energiespeichersystem von Gravity Power basiert.

Geschäftsführer Clemens Martin stellte in Weilheim die Funktionsweise des etwas anderen Pumpspeicherkraftwerks vor und erläuterte Rahmenbedingungen des Pilotprojekts, das dort in Kooperation mit den Stadtwerken Weilheim (vertreten durch Geschäftsführer Peter Müller und dessen Assistent André Behre) entstehen soll.
Die auf dem Gelände der Stadtwerke Weilheim geplante Demonstrationsanlage mit einer Schachttiefe von 138 Metern und einem Durchmesser von acht Metern vereint die Errungenschaften und das Knowhow aus den Bereichen Tunnelbau, Bergbau und Hydrotechnologie. Die Stadtwerke Weilheim wollen die innovative Technik primär zur Speicherung von überschüssigem grünen Strom der stadteigenen Solaranlagen nutzen.
In dem mit Wasser gefüllten Schacht aus dicht versiegeltem Stahlbeton wird zur Stromspeicherung über eine Druckwasserleitung ein aus Stahlbeton bestehender und mit Edelstahl ummantelter Kolben, der die halbe Schachthöhe besitzt, nach oben gedrückt. Bei der Entladung treibt das Wasser flexible Turbinen an, die Strom erzeugen, der wieder ins Netz abgegeben wird. Entscheidend für den Betrieb sind die Dichtungssysteme an der Schachtwand, die mittels Hydraulik angepresst werden und bei denen das Wasser als Schmiermittel dient. Der Wirkungsgrad des Kraftwerks beträgt rund 80 Prozent. Der große Vorteil dieser Speichertechnologie gegenüber herkömmlichen Pumpspeichern ist die Geschwindigkeit: Die Reaktionszeit beträgt 20 Sekunden, die Umschaltgeschwindigkeit nur zehn Sekunden.
Anfang 2017 soll in Weilheim Baubeginn sein, die veranschlagten Kosten belaufen sich auf 13 bis 18 Mio. Euro. Möglicherweise noch im Jahr 2018 soll die Pionieranlage dann in Betrieb gehen.