3. August 2016

Bergsteigerdörfer – Ein grüner Weg in einen zukunftsfähigen Tourismus

Exkursion zum Bergsteigerdorf Ramsau

Ramsau ist das erste Bergsteigerdorf Deutschlands. Wie es das wurde und wie die Nationalparkgemeinde damit umgeht, darüber hat sich eine mehrköpfige Delegation der Landtagsgrünen informiert.

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Erzeugung, Vermarktung und Tourismus: regional, biologisch und nachhaltig

Eines der Vorzeigeobjekte des Ortes ist das Berghotel Rehlegg. Der Besitzer Franz Lichtmanegger hat sich in unserem Kamingespräch sehr deutlich für regionale Erzeugung und deren Verarbeitung in seinem Hotel ausgesprochen. Dazu brauche es einen langen Atem, aber der Erfolg habe nicht lange auf sich warten lassen. „Warum soll ich dem Gast was auf den Teller tun, das ich selbst nicht essen würde“, begründete Lichtmanegger sein Engagement.

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Die agrarpolitische Sprecherin Gisela Sengl zeigte sich begeistert von den Produkten des Naturlandbetriebs „Chiemgaukorn“, die inzwischen einen eigenen „Bayerischen Reis“ aus Urgetreide herstellen und weitere 20 verschiedene alte
Getreidesorten im Angebot haben.
Auch Bernhard Zimmer von der Genossenschaft RegioStar eG hat es sich zum Ziel gesetzt, die Region aktiv zu unterstützen. Das reicht von Bioläden bis hin zur Belieferung von Hotels und Gaststätten mit Produkten aus der Region.

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Die Gemeinde Ramsau liegt ca. 25 km südwestlich von Berchtesgaden, direkt am Nationalpark. Der Bürgermeister, Herbert Gschoßmann, steht leidenschaftlich hinter seiner Gemeinde und dem Prädikat Bergsteigerdorf, das durchaus Einschränkungen mit sich bringt. Doch mit einer  98%igen Zustimmung hat er großen Rückhalt bei den Partnerbetrieben, den Verbänden und vor allem in der Bevölkerung.

Konzept des Bergsteigerdorfes

In einer großen ExpertInnenrunde wurden naturschutzfachliche Zusammenhänge im Einklang mit dem Tourismus vorgestellt.
Grundlage aller Bergsteigerdörfer ist ihre Kleinheit und Ruhe, ihre Lage im Alpenraum, ihre Angebote für Wanderer, Kletterer und BergsteigerInnen, eine starke Alpinkompetenz, sowie die Beachtung der Ziele der Alpenkonvention. Naturnaher, ressourcenschonender und nachhaltiger Tourismus, statt Skischaukeln, Schneekanonen und Fun-Parks.
Roland Stierle und Hanspeter Mair vom Deutschen Alpenverein erläuterten den Weg von der Bewerbung der Gemeinde bis zur Auszeichnung als Bergsteigerdorf. Der Ursprung der Idee liegt in Österreich, wo es bereits mehr als 20 Bergsteigerdörfer gibt. Der DAV hat das Konzept von den Nachbarn übernommen. „Der Schutz der Alpen, ist der Schlüssel überhaupt“, so Roland Stierle, DAV-Vizepräsident.

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Fördergelder flossen bei dem Projekt nicht, denn laut Hanspeter Mair vom Alpenverein, sei die Förderpolitik in Bayern reine Investitionspolitik und das widerspreche dem Naturell der Bergsteigerdörfer.

Hier geht es zur Seite des Bergsteigerdorfes

Biosphärenregion und Nationalpark

Noch nicht genug der Superlative, die Region ist obendrein auch noch das einzige alpine UNESCO Biosphärenreservat in Deutschland. Dr. Lucia Jochner-Freitag kümmert sich dort um die Bildungsarbeit und zeigte anhand einiger mitgebrachter Pflanzen, wie dem Johanniskraut oder dem kleinen Wiesenknopf,  wie Wertschätzung in der Natur vonstattengeht.  Immerhin sind 50% unserer Arten gefährdet.

Hier können Sie sich über die Biosphärenregion erkundigen

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Bergsteigerdorf – Biosphärenreservat und Nationalpark – die Region ist reich an Naturschönheiten

Der Nationalpark Berchtesgaden hat sich als einziger Alpennationalpark Deutschlands viele Aufgaben gestellt. Im Vordergrund steht grundsätzlich der Schutz der Natur, denn  „Naturschutz ist der  zentrale Baustein für eine nachhaltige Entwicklung,“ erläuterte  Dr. Vogel, der Leiter des Nationalparks. Bei 1,58 Millionen BesucherInnen im Jahr zählt auch der Tourismus zählt zu den Aufgaben des Nationalparks: Das bewusste Erleben der Natur mit allen Sinnen, das Beobachten natürlicher Vorgänge steht dabei  im Vordergrund für naturfreundlichen Tourismus. Allein 800 kostenfreie Exkursionen bietet der Nationalpark im Jahr an.

Hier geht es zu den Seiten des Nationalparks

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Der verkehrspolitische Sprecher der Landtagsgrünen, Markus Ganserer, bemängelte allerdings die Mobilitätsstrategie der Region, die fast ausschließlich auf die Anreise mit dem Auto abziele. „Da gibt es Nachholbedarf, auch wenn schon kleine Schritte, wie der Almbus, in die richtige Richtung gemacht wurden. Der Freistaat könnte dies unterstützen in dem er auf die Einnahmen aus den Parkgebühren im Nationalpark verzichtet und dies für den Ausbau den ÖPNV einsetzt.“
Ulli Leiner, Tourismusexperte der Landtagsgrünen zeigte sich begeistert von der Idee des Bergsteigerdorfes: „Genau so muss nachhaltiger Tourismus funktionieren“.

Die Bildungsangebote und die Vermarktungsstrategien der Gemeinde und Verbände überzeugten Gisela Sengl besonders. „Wir müssen den Kindern so früh wie möglich klar machen, was wann und wie wächst. Dann können sie Essen und heimische Produkte schätzen und schützen.“

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Fraktionssprecher Ludwig Hartmann resümierte nach einer mehrstündigen Abschlusswanderung, die der Tourismuschef, Fritz Rasp, leitete: „Das erste deutsche Bergsteigerdorf Ramsau ist sicher die alpine Vorzeigegemeinde in Bayern. Da können sich viele noch etwas abschauen. Wie Tourismus und regionale Wirtschaftskreisläufe im Einklang mit Natur gut funktionierten. Ich hoffe, dass sich noch paar weitere unserer schönen bayerischen andere Dörfer um das Prädikat „Bergsteigerdorf“ bemühen werden“.

Hier finden Sie unser grünes Pressepapier zu nachhaltigem Tourismus und dem Konzept der Bergsteigerdörfer.

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Pressebericht der Münchner Abendzeitung vom 02.08.2016